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Die Telekom kommt der CDU zu Hilfe

■ Eine Tochter der Telekom kaufte das Konrad-Adenauer-Haus in Bonn. Mit dem Erlös finanziert die CDU ihre neue Berliner Zentrale

Berlin (taz) – Im beschaulichen Bonn stehen sich an der Friedrich- Ebert-Allee zwei sehr unterschiedliche Gebäude gegenüber. In dem einen, einem riesigen modernen Komplex, residiert die Zentrale der Deutschen Telekom AG mit 2.000 Mitarbeitern. Auf der anderen Straßenseite macht es sich die CDU in dem wesentlich älteren und kleineren Konrad-Adenauer- Haus gemütlich. Was man dem Hochhaus nicht ansieht: Seit dem 18. Februar gehört es nicht mehr der CDU, sondern dem Telekom- Tochterunternehmen DeTeImmobilien. Die CDU darf das Gebäude aber mietfrei weiternutzen, bis sie im Jahr 2000 ihren Neubau in Berlin bezieht. Inzwischen ist der Kaufpreis von 17 Millionen Mark überwiesen. „Einen Schönheitsfehler“ hat dabei der postpolitische Sprecher der SPD, Hans Martin Bury entdeckt, oder, wie er lieber auf schwäbisch sagt: „ein Geschmäckle“. Bury zur taz: „Wenn die Telekom das Adenauer-Haus jetzt kauft und bezahlt, obwohl sie es erst in zwei Jahren nutzen kann, hilft das der Union finanziell aus der Klemme. Es stellt sich die Frage, ob das nicht eine verdeckte Wahlkampfhilfe ist.“ Eine Unterstellung, die der Sprecher der Bundes-CDU, Rolf Kiefer, von sich weist. „Das Geld dient allein der Finanzierung unseres Berliner Hauses.“ Der Neubau soll 65 Millionen Mark kosten. Telekom-Sprecher Ulrich Lissek erläutert, warum sich die Telekom in das noch zwei Jahre lang belegte Konrad-Adenauer-Haus verguckt hat: „Die Lage – uns direkt gegenüber – ist ideal. Wir brauchen Platz.“ Die Telekom hat zur Zeit Büroetagen und Gebäude an 30 Standorten in Bonn untergebracht, weil das Zentralgebäude nicht alle Mitarbeiter faßt. Die sollen in zwei Jahren im modernisierten Adenauer-Haus konzentriert werden. Merkwürdig ist nicht nur, daß die Telekom sich ein neues Gebäude zulegt, wo sie doch ihre Bonner Zentrale personell abspecken will. Auch hatte sie in Bonn Immobilien bisher nur geleast und gemietet – aber nicht gekauft. Anna Lürssen

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