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Taliban-Regierung verwarnt Bin Laden

■ Der afghanische Machthaber Mullah Omar will keinen Staat im Staate dulden. Die Arabische Liga verurteilt den US-Angriff auf Sudan

Islamabad (rtr) – Die afghanische Taliban-Regierung hat dem mutmaßlichen Terroristen-Finanzier Ussama Bin Laden verboten, von Afghanistan aus den USA zu drohen. Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar sagte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur AIP, er sei wütend auf Bin Laden wegen der jüngsten antiamerikanischen Äußerungen. Bin Laden habe sein Versprechen gebrochen, keine derartigen Drohungen von Afghanistan aus zu verbreiten. Der Multimillionär hatte vergangene Woche zum „Krieg“ gegen die USA aufgerufen, nachdem diese mutmaßliche Stützpunkte Bin Ladens in Afghanistan und im Sudan bombardiert hatten.

Omar warnte Bin Laden auch in der pakistanischen Zeitung The News, er werde keinen Staat im Staate dulden. Bin Laden müsse der Taliban-Regierung gehorchen. Es sei ausschließlich deren Sache, Maßnahmen zur Verteidigung des Landes zu ergreifen und den USA angemessen zu antworten.

Bereits am Sonntag hatte ein Taliban-Sprecher gesagt, Bin Laden dürfe sich nur noch in den von den Taliban beherrschten Gebieten aufhalten und werde von taliban-Kämpfern beschützt. Dies kommt einer Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit gleich. Bin Laden hält sich an einem unbekannten Ort in Afghanistan auf. Die Taliban-Regierung hat erklärt, sie werde ihn nicht den USA ausliefern und sich jedem Versuch entgegenstellen, ihn mit Gewalt außer Landes zu bringen.

Nach Angaben der UNO haben alle 36 ausländischen Mitarbeiter der Vereinten Nationen in Afghanistan das Land aus Sicherheitsgründen verlassen. Einheimische UNO-Angestellte setzten Programme wie Gesundheitsvorsorge und Flüchtlingsbetreuung fort, teilte eine UNO-Sprecherin gestern in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad mit. Die Arabische Liga verurteilte gestern den US-Angriff auf eine pharmazeutische Fabrik in Sudan als schwere Verletzung der Hoheitsrechte des Landes. In einer Sondersitzung forderten die 22 Mitgliedsstaaten der Liga die USA auf, auf jegliche weitere Aktionen zu verzichten, die „öffentliche Wut“ in der arabischen Welt hervorrufen könnten. Die USA als Mitglied im Weltsicherheitsrat sollten internationale Rechte respektieren und die Souveränität anderer Staaten achten, hieß es.

Die Arabische Liga sicherte der Regierung in Khartum ihre politische Unterstützung zu. Sudan hatte um das Sondertreffen gebeten, um Rückendeckung in seiner Auseinandersetzung mit den USA zu erhalten. Nach den Angriffen in der vergangenen Woche hatten nur wenige Länder wie Iran, Irak und Libyen das Vorgehen der USA direkt verurteilt.

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