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Sprachmessung für Weddinger Schüler

■ 2.000 ErstkläßlerInnen werden auf Sprachkompetenz untersucht

Die rund 2.000 ErstkläßlerInnen im Wedding müssen sich in diesem Schuljahr erstmals einer „Sprachstandsmessung“ unterziehen. „Wir machen das, weil wir ein möglichst objektives Bild über die Sprachkompetenz der Lernanfänger bekommen wollen“, sagt Andreas Pochert, pädagogischer Berater für interkulturelle Angelegenheiten in Wedding. Von der Messung sind sowohl Kinder mit deutscher als auch nichtdeutscher Herkunftssprache betroffen.

Ab nächste Woche werden die Abc-Schützen von rund 40 LehrerInnen überprüft, ob sie 100 Wörter aktiv und passiv beherrschen. Sie bekommen Bilder vorgelegt, auf denen sie einfache Gegenstände erkennen und benennen müssen. Außerdem sollen sie Situationen des alltäglichen Lebens beschreiben und eine kurze Geschichte nacherzählen, die der Lehrer vorliest. Die Messung dauert rund 20 Minuten. Anhand eines Bewertungsbogens, den die Lehrer ausfüllen, liegt das Ergebnis sofort vor. Je nach Punktmenge werden Bewertungen von „sehr guten“ bis „nicht ausreichenden“ Sprachkenntnissen verteilt. Die Sprachstandsmessung sei jedoch kein „Sprachtest“, betont Pochert, der auch im schulpsychologischen Dienst arbeitet. Es sei ein Hilfsmittel, eine Ergänzung zur allgemeinen Bewertung der Sprachreife eines Kindes.

Schulrat Wolfgang Köpnick erhofft sich, anhand der flächendeckenden Messung Förder-und Sprachunterricht gezielter in Schulen einsetzen zu können. „Weil wir nicht aus dem vollen schöpfen können, müssen wir unsere Mittel sehr exakt einsetzen“, sagt Köpnick. Der Bezirk hat in diesem Schuljahr acht zusätzliche Lehrerstellen für Förderunterricht und Fortbildungsmaßnahmen für LehrerInnen von der Schulverwaltung bekommen. Berlinweit sind es für die Innenstadtbezirke 50.

Sprachstandmessungen gab es in der Stadt bis Mitte der 80er Jahre. „Sie sind dann aber nicht mehr angewandt worden, weil das Thema als erledigt betrachtet wurde“, sagt Pochert, der das Konzept, das ein Düsseldorfer Institut entwickelt hatte, überarbeitet hat. Aufgrund der ersten Innenstadtkonferenz Ende April, auf der der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) „Sprachtests“ gefordert hatte, wurde das Problem „sehr schnell und übereilt“ wieder zum schulpolitischen Thema, so Pochert. „Wir wurden von der Schulverwaltung gebeten, Sprachstandmessungen modellhaft für den Wedding auszuprobieren.“ In der Schulverwaltung gebe es Überlegungen, Sprachmessungen zukünftig bei allen ErstkläßlerInnen durchzuführen.

Über die Resultate der Messungen kann Pochert nur spekulieren: „Es kann durchaus möglich sein, daß der Unterschied in der Sprachkompetenz von Kindern mit deutscher und Kindern mit nichtdeutscher Herkunftssprache stark differiert. Es kann aber sein, daß die Unterschiede gar nicht so groß sind.“ Es stehe jedoch fest, daß der Spracherwerb insgesamt immer schlechter werde. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Schulrat eine Umfrage unter den Weddinger LehrerInnen der ersten Klassen durchgeführt. Danach hatten 39 Prozent der Kinder eine geringe Sprachkompetenz, 28 Prozent eine durchschnittliche und nur 23 eine gute. In Wedding gibt es derzeit fast 10.000 GrundschülerInnen. Rund 40 Prozent von ihnen sind Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache. Julia Naumann

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