: Sie wollen eine Null
■ Der ARD-Reformer verschreckt seine Väter: Sachsen ist unerfreut über Udo Reiter
Der ARD-Vorsitzende und MDR-Chef Udo Reiter hat es dieser Tage schwer. Zuerst ging sein Versuch in die Hose, im Dauerstreit um den ARD-Finanzausgleich alle Sender auf eine Linie einzuschwören. Dann pfriemelte er immerhin einen Kompromiß der großen Sender zusammen: Die Zahlungen der finanzstarken Sender an die kleinen sollen von 186 Millionen Mark pro Jahr schrittweise auf 80 Millionen reduziert werden. Doch damit vergrätzt Reiter ausgerechnet jene, die mit ihm seit je im Chor nach einer radikalen Änderung der ARD-Verhältnisse riefen: die CDU-Regierungen von Kurt Biedenkopf und Erwin Teufel.
Der Zeitraum, in dem Reiter die Zahlungen abknapsen will, ungefähr bis 2010, sei viel zu groß, meckerte Baden-Württembergs Regierungschef Teufel. Am Schluß dürfe nichts übrigbleiben, verlangt nun Sachsens Regierungssprecher Michael Sagurna: „Hinten muß eine Null rauskommen, damit der Druck zu Kooperationen der Sender größer wird.“ Alles andere widerspreche der Position von Ministerpräsident Biedenkopf von 1995. Damals hatte dieser mit seinem Kollegen Edmund Stoiber radikale ARD-Reformen gefordert. Die Intendanten müßten halt mal „mehr Phantasie“ entwickeln, sagte Sagurna der taz. Zum Beispiel könnten „Gebührenräume“ geschaffen werden: Radio Bremen würde demnach nur noch vom NDR alimentiert, nicht mehr von allen.
Weiter will die Regierung Biedenkopf, daß kleine Sender weniger Einfluß auf ARD-Entscheidungen haben. Sagurna: „Ein Sender, eine Stimme: Das führt zu starken Verzerrungen.“ Reiter dagegen hatte behauptet, das sei „kein Problem in der allerersten Reihe“.
Für alle Fälle machte Sachsen noch klar, was Reiter nicht darf: Eine Fusion seines MDR mit dem SFB, wie es eben die Berliner Regierung angeregt hatte. „Wir sind von dem Gedanken nicht besonders begeistert“, sagte Sagurna. „Der MDR ist eine sehr austarierte Anstalt mit Sitz in Leipzig. Ein Sender, in dem die Hauptstadt enthalten ist, kann nur von ihr dominiert werden.“ Georg Löwisch
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