: Sanfte Lösung
■ Wilhelmsburger Bauis: Justizsenatorin soll nun die Karren aus dem Dreck ziehen
Mit einem Sit-in vor dem Ortsamt Wilhelmsburg haben gestern die BewohnerInnen des Bauwagenplatzes mit dem klangvollen Namen „Ich hab Dir nie einen Dosengarten versprochen“ gegen ihre Vertreibung vom Ernst-August-Kanal protestiert. Auch ihre Gefährte parkten sie vor dem sogenannten Wilhemsburger Rathaus. Das Bezirksamt Harburg hat inzwischen die Konfliktlösung an die Senatorin für Justiz und Bezirksangelegenheiten, Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD), weitergereicht. „Es wird an einer sanften Lösung gearbeitet“, versicherte am Abend deren Sprecherin Annette Pflaum.
Der grüne Harburger Bezirks-Fraktionschef Ronald Preuß hat unterdessen das Bezirksamt Harburg aufgefordert, die im SPD/GAL-Koalitionsvertrag vereinbarte Novellierung des Bauwagengesetzes durch eine „pragmatische Vorgehensweise gegenüber Bauwagenbewohnern“ in Wilhelmsburg schon vorwegzunehmen. „Ziel der Novellierung ist es, das Wohnen in Bauwagen als befristeten Ausnahmezustand zu kennzeichnen“, so der Wortlaut der Koalitions-Grundlagenvereinbarung, „so daß Ausnahmen vom generellen Verbot möglich sind, wenn die zuständige Behörde es erlaubt“.
Über den Verbleib vor dem Ortsamt Wilhelmsburg ist ein Moratorium vereinbart worden. „Wir bleiben auf jeden Fall erstmal hier“, so eine Bewohnerin gestern zur taz. Auch das Bezirksamt sieht keinen Handlungsbedarf, da die „Bauis“ an diesem Ort ja nicht bleiben wollen und daher „keine Verfestigung“ zu erwarten sei. Rechtsdezernent Michael Lindau: „Wir haben keine Räumung angedroht.“
Die „Bauis“ hatten am Montag eine brachliegende Fläche am Ernst-August-Kanal besetzt. Das Ortsamt Wilhelmsburg hatte angekündigt, sie polizeilich räumen zu lassen. Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen