: Widerstand nach Gallier-Art
■ Tempodrom macht mobil gegen den Bund und die Räumungsklage
Das Tempodrom will dem Bundeskanzleramt ohne Entschädigungszahlungen von rund 8 Millionen Mark nicht weichen und scheut auch keine Räumungsklage vor Gericht. Unter dem Motto „Alarm! Die spinnen, die Bonner!“ will sich das Veranstaltungszelt deshalb in ein „gallisches Dorf“ verwandeln und seiner Räumung widerstehen.
Dazu riefen gestern Tempodrom-Chefin Irene Moessinger mit Unterstützung von Künstlern und dem Kabarettisten Arnulf Rating auf. Die Räumungsklage läuft, wurde aber bisher „nicht forciert vorangetrieben“, wie Moessinger meinte. Das Tempodrom plant einen Ersatzbau auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs nach einem Entwurf von Frei Otto, der 32 Millionen Mark kosten soll. Der Finanzierungsplan setzt sich aus den jetzt strittigen Entschädigungszahlungen für den Ortswechsel, Lotto- und EU-Mitteln sowie Privatspenden zusammen. Bund und Berlin bieten 4 Millionen Mark Entschädigung, Moessinger benötigt aber nach eigenen Worten 8 Millionen. „Wenn eine Säule wegbricht, bricht die ganze Finanzierung zusammen“, betonte sie.
Einen seit 19 Jahren bestehenden Kulturstandort könne man nicht mit Polizeigewalt räumen, „da muß es doch eine andere Lösung geben“. Nach Ansicht des Tempodrom-Anwalts Rainer Geulen gebe es keine rechtliche Handhabe für eine Räumung. Moessinger und Geulen setzen jetzt auf die neuen Verhandlungsführer im Bundeskanzleramt. Danach soll der Schröder-Kulturbeauftragte Michael Naumann direkt kontaktiert werden. Von ihm versprechen sich beide, daß das Tempodrom Thema im neuen Kanzleramt werden wird. rola
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