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Im Privatisierungsrausch

■ Die staatlichen Hochschulen kränkeln seit Jahren. Deshalb setzen viele auf Privatisierung und mehr Unternehmergeist als Ausweg aus der Krise

Überall in der Republik sprießen Pläne für private Universitäten. Da ist Peter Glotz' Unigründung in Erfurt, da ist das Bremer Projekt von Rice University und MIT, die in der Hansestadt einen Brückenkopf für ihre Eliteanstalten errichten wollen, da sind private Initiativen in Baden-Württemberg, das Law-School-Projekt der Zeit-Stiftung oder das Hamburger „International Center for Graduate Studies“. Hamburg entwickelt sich geradezu zu einem Eldorado für privaten Gründereifer. Im Uni-Spezial nehmen wir die Projekte unter die Lupe.

Ist Privatisierung und mehr unternehmerischer Geist auch an staatlichen Universitäten ein Ausweg aus der Misere der deutschen Hochschulen, der richtige Weg zu mehr Effizienz, besserer finanzieller Absicherung und flexibler Reformbereitschaft, wie es die Befürworter propagieren, oder bedroht Privatisierung die Maximen einer freiheitlichen Forschung und Lehre, indem sie Bildung den Marktinteressen unterordnet? Pro und Contra im Debattenforum.

Der Bremer Hochschullehrer Gerd Syben wiederum entwickelte ein möglicherweise hocheffizientes Alternativmodell, um die universitäre Lehre zu verbessern: „Anna“ (Seite 8). Und an der Universität Hamburg fängt das Sponsoring schon mal bei den Stühlen im Audimax an (Seite 9).

Natürlich geht es im Uni-Spezial nicht nur um Privatisierung. Ein Blick auf die bildungspolitischen Absichten der neuen Regierung ist unverzichtbar. Und was ist eigentlich aus dem „Projekt Absolute Mehrheit“ geworden, das sich während des Unistreiks im vergangenen Wintersemester bildete, um die FDP zu übernehmen? Ein taz- Autor hat sich auf die Suche gemacht (Seite 10).

Die Universität freilich kränkelt nicht nur an staatlicher Gängelung und chronischer Unterfinanzierung. Manch ein Studiengang ist auch inhaltlich reformbedürftig. Im Jurastudium etwa hakt und klemmt es an vielen Ecken und Enden. Fit für die juristische Alltagsarbeit fühlen sich die wenigsten Studenten nach Abschluß von erstem und zweitem Staatsexamen. Reformen sind überfällig (Seite 12).

Im studentischen Alltag ist derweil das Internet im Kommen, Homepages von StudentInnen zum Beispiel. Und, endlich, das Studentenleben ist nun wissenschaftlich untersucht. Eine Studie aus Berlin verrät mehr. adi

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