: Adtranz-Chef Vagner entlassen
■ ABB und Daimler kippen den Boß ihrer Bahntechnik-Tochter
Berlin (taz) – Der Adtranz- Konzern gab seine neuen Züge halbfertig bei der Bahn AG ab. Man hatte sie aus Zeitmangel kaum getestet. Dann kam es, wie es kommen mußte: Im laufenden Betrieb traten Mängel auf. Die Achsen waren der Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern nicht gewachsen. Die personelle Konsequenz ließ einige Zeit auf sich warten, kam aber dann doch: Adtranz-Chef Kaare Vagner muß gehen. Die Eigentümer des Bahntechnikunternehmens, Daimler- Benz und ABB, haben den früheren Marineoffizier Vagner jetzt entlassen.
Die peinliche Panne bei den Neigetechnikzügen dürfte den letzten Anstoß gegeben haben. Eine genaue Begründung für die Entlassung lieferte das Unternehmen nicht. Adtranz steckt, wie übrigens auch sein deutscher Konkurrent Siemens, tief in einer Umstrukturierungskrise. Bei einem Umsatz von 6,4 Milliarden Mark liefen im Geschäftsjahr 1997 Verluste von rund 380 Millionen Mark auf. Angesichts des unter anderem durch die Privatisierung der Bahn AG ausgelösten Preisverfalls produziert Adtranz viel zu teuer. Außerdem ist man ungeübt, was die Entwicklung und Erprobung völlig neuer Zuggenerationen angeht. Früher nahm die Bundesbahn einen Teil dieser Aufgaben wahr.
Nachfolger von Vagner könnte der frühere Daimler-Manager Rolf Eckrodt werden, der bislang die Deutschland-Abteilung von Adtranz in Hennigsdorf bei Berlin leitete. Eckrodt liegt gegenwärtig im Clinch mit dem Berliner Senat, denn der Konzern will eine hochmoderne Fabrik in der Hauptstadt mit 360 Arbeitsplätzen nur zwei Jahre nach der Eröffnung abwickeln. Insgesamt plant der Konzern, sein bundesdeutsches Personal um 1.400 auf 6.000 Beschäftigte zu reduzieren. koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen