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Irgendwie chinesisch

■ In Bremerhavens Kabinett für aktuelle Kunst erlebt Henk Visch eine Sternstunde

Ist es eine Sternstunde des Minimalismus oder Spiegelfechterei? Der Niederländer Henk Visch, heute Professor für Malerei in Stuttgart, hat aus Bremerhavens Kabinett für aktuelle Kunst einen Ort der Meditation gemacht. Wer durch die Fensterfront in den neonhell erleuchteten Ladenraum schaut, sieht auf einer schmalen Zwischenwand eine mit wenigen Strichen angedeutete Hand.

Sie ragt aus einem weiten Ärmel und hält einen Pinsel so ungeschickt, daß er aus den Fingern zu gleiten droht. Das Schwarz der Linien wirkt nicht aggressiv, sondern zart. Der leere Raum und die weißen Wände laden die Zeichnung zum Zeichen auf. Daß Henk Visch auf die verborgene Leichen-Hand anspielt, die Andreas Slominski vor Jahren hinter diesen Kabinett-Wänden eingemauert hat, können nur Eingeweihte wissen. Aber daß das schwarze Zeichen zu schweben beginnt, sieht jeder, der abends in der Dunkelheit vor das Fenster tritt und lange genug stehen bleibt.

Irgendwie chinesisch, fällt dem Betrachter ein, als würde die angedeutete Hand einem chinesischen Künstler gehören, und Henk Vischs Zeichnungen aus den letzten Jahren mit chinesischen Figuren bestätigen das. Die Hand im Kabinett: Irgendwie merkwürdig exotisch, dabei leicht und lässig und mit einem besonderen Kick verbunden. Fast unmöglich zu beschreiben. Für einige ein wunderlicher, sehr stiller Augenblick, für andere vielleicht ein Anlaß zum Achselzucken.

Das Kabinett für aktuelle Kunst thematisiert sich auf der Suche nach der verborgenen Sprache der Kunst selbst. Diese Spiegelfechterei ist eine Sternstunde.

Hans Happel

Henk Visch, Kabinett für aktuelle Kunst, Bremerhaven, bis 25. Oktober

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