piwik no script img

Großer Klemann für kleinen Hobbit

■ Bausenator genehmigt den Bau eines Theaterzelts auf dem Tacheles-Gelände. Bezirk Mitte hatte die Genehmigung zuvor wegen ungelöster Lärmschutz- und Verkehrsprobleme versagt

Jürgen Klemann (CDU) mausert sich zum Herr der Zelte. Nachdem der Bezirk Mitte mehrfach die Genehmigung für den Bau eines Theaterzelts auf dem Tacheles- Gelände untersagt hatte, gab der Bausenator gestern grünes Licht für die Musical-Produktion „Der Herr der Ringe“. Zur Begründung sagte Klemann, daß sich das 27 Meter hohe Zelt mit einem Fassungsvermögen von über 1.800 Zuschauern „innerhalb des gegebenen städtebaulichen Rahmens befindet“. Das Zelt soll ein Jahr lang mit dem Tolkien-Musical bespielt werden.

Mit dieser Entscheidung beendet Klemann das wochenlange Tauziehen zwischen dem Musical- Produzenten Fantasy und Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (PDS). Letzterer hatte bereits Ende September einen ersten Antrag von Fantasy auf die Genehmigung einer Zeltkonstruktion abgelehnt. Das Zelt, sagte Flierl damals zur Begründung, übersteige alle bisher gekannten Dimensionen, vor allem wegen des Lärmschutzes und der anfallenden Verkehrsprobleme. Nach der Versagung der Baugenehmigung hatte der Produzent versucht, den Bezirk durch eine Reduzierung der Zuschauerkapazität umstimmen zu können. Umsonst. Auch durch eine Reduzierung, blieb Flierl bei seiner Meinung, seien die Lärmschutz- und Verkehrsprobleme nicht gelöst.

An dieser Situation hat sich, zumindest was den Lärmschutz betrifft, bis heute nichts geändert. Für die Genehmigung durch den Bausenator spielt das freilich nur eine nachgeordnete Rolle. In Klemanns Begründung heißt es dazu nur lapidar, daß der Betreiber die Einhaltung der Lärmschutzbestimmungen gegenüber dem zuständigen Umweltbundesamt noch „darstellen müsse“. Das Verkehrsproblem hält der Bausenator inzwischen für ausgeräumt, da der Veranstalter in Zusammenarbeit mit der BVG ein Kombi-Ticket anbieten wolle.

Mit dem nunmehrigen Genehmigungsverfahren hat Klemann erneut eine Entscheidung über den Aufbau von Theaterzelten an sich gerissen. Wie berichtet hatte der Bausenator den bereits vom Bezirk genemigten Aufbau des Zeltes der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) auf dem Schloßplatz verhindert. Der Grund dafür waren allerdings keine Lärmschutzbestimmungen, sondern die durch den Kabarettbetrieb gefährdete Würde des Platzes.

Die bereits mehrfach verschobene Uraufführung des Fantasy- Musicals soll nun am 26. November stattfinden. Die Zuschauer werden das Spektakel, bei dem der kleine Hobbit gegen das Böse kämpft, dann auf einer Haupt- und fünf Nebenbühnen verfolgen können. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen