piwik no script img

Flüchtlingsschiffe legen ab

■ Schwimmende Unterkunft in Neumühlen geräumt – gegen Widerstand der Bewohner. Boote werden nach London gebracht

Der Weg zur städtebaulichen „Perlenkette“ am Altonaer Hafenrand ist frei. Vergangene Woche wurde die „Bibby Kalmar“ als zweites von vier in Neumühlen liegenden Flüchtlingsschiffen geräumt; am 30. Oktober werden zwei Wohnschiffe aus Hamburg weg nach London überführt.

Seit der Änderung des Asylrechts 1993 sind immer weniger Zuwanderer in die Hansestadt gelangt. Die Flüchtlingsunterkünfte sind folglich nicht mehr ausgelastet. Längst sind die Ende der achtziger Jahre angemieteten Hotelzimmer gekündigt; nun werden auch die von der englischen Reederei „Bibby Lines“ angemieteten Wohnschiffe aufgegeben.

Nur zwei Boote, die „Bibby Altona“ und „Bibby Challenge“, bleiben erhalten. Denn auf ihnen ist die „Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung (ZAST)“ für Hamburg untergebracht, und das Gesetz sieht vor, daß jedes Land eine solche bereitstellen muß.

Aus Neumühlen sollen die Schiffe trotzdem weg. Vor rund einem Jahr hatte der Senat die Wirtschafts- und die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) auf die Suche nach einem neuen Standort geschickt. Die beiden Boote, entschied man im April, sollen künftig nur wenige Meter vom jetzigen Liegeplatz entfernt im „Fischereihafen“ schwimmen. Im kommenden Sommer, so die Sprecherin des Trägers „pflegen & wohnen“, Inge Prieß, werden sie dorthin gezogen.

Der Pachtvertrag für die beiden reinen Wohnschiffe hingegen läuft zum Jahresende aus. Bereits im Mai wurde die „Bibby Stockholm“ geräumt. Nach und nach wurden auch die BewohnerInnen der „Kalmar“ auf andere Unterkünfte in der Stadt verteilt.

Vergangene Woche zogen dann die restlichen 50 um – zum Teil widerwillig. Sie hätten eine „zum Teil nicht nachvollziehbare Weigerungshaltung“ an den Tag gelegt, bedauert Winfried Sdun, bei „pflegen & wohnen“ zuständig für die Unterbringung. Dabei hätten die Flüchtlinge nur auf das Nachbarschiff „Bibby Altona“ umziehen müssen, wo sie den gleichen Wohnstandard vorfinden würden. Von der „Altona“ werden sie allerdings Ende Oktober kurzfristig evakuiert: Um Platz für die Abfahrt der „Bibby Stockholm“ zu schaffen, muß die „Altona“ verlegt werden.

Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen