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Gehörlose wollen mitreden

■ Weitverbreitete Gebärdensprache soll gleichberechtigt an Schulen gelehrt werden

Sehen statt hören. Zum 150. Jubiläum der Gehörlosenbewegung in Berlin fordert der Landesverband der Gehörlosen eine effektivere Schulbildung für Gehörlose. Die Gebärdensprache, die in den Schulen nicht verwendet wird, die jedoch Gehörlose von klein auf vor allem untereinander benutzen, sollte nach Meinung des Verbandes gleichberechtigte Unterrichtssprache werden.

„Durch die Gebärdensprache können die Kinder am besten und schnellsten Informationen aufnehmen“, sagt Uwe Schönfeld vom Kulturzentrum der Gehörlosen. „Die Hälfte der Unterrichtszeit wird statt dessen mit Stimmübungen und Unterricht im Lippenlesen vergeudet.“ Viele der Gehörlosen haben aus diesem Grund nur eine mangelhafte Schulbildung und beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.

Die Gebärdensprache wurde vor mehr als hundert Jahren als „unästhetisch“ und „die Lungenfunktion gefährdend“ von Lehrern abqualifiziert und aus den Schulen verbannt.

Im Jahre 1848 hatte der selbst gehörlose Geheimsekretär Eduard Fürstenberg den „Allgemeinen Taubstummen-Unterstützungsverein“ in Berlin gegründet. Dies war der erste Zusammenschluß der Hörbehinderten. Als „taubstumm“ möchten die Menschen ohne Gehör inzwischen nicht mehr genannt werden, sondern „gehörlos“. „Taubstumm erinnert so an taub und dumm“, sagt Hans Hotzan, der Pressesprecher des Landesverbandes.

Hatten die Gründer des Vereins noch die „geistige Fortbildung und die Erhaltung der Sittlichkeit“ der Mitglieder im Sinn, geht die Forderung vom heutigen Vorsitzenden, Karlheinz Kunze, weiter: „Wir wollen gesellschaftlich integriert werden“, sagt er. „Und warum könnte nicht jeder Hörende zumindest ein paar Gebärden lernen?“ Ocke Bandixen

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