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Mord aus Habgier

■ Prozeß gegen 16jährige, die Händler in Tonndorf ermordeten, beginnt Ende November

Die Anklage lautet: Mord aus Habgier. Ab dem 30. November stehen die beiden 16jährigen vor Gericht, die im Sommer in Tonn-dorf den Lebensmittelhändler Willy Dabelstein ermordet haben. Der Prozeß wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt. Das bestimmt das Jugendgerichtsgesetz.

Die beiden Angeklagten hatten die Tat kurz nach ihrer Festnahme gestanden. Der Mord hatte eine hitzige Debatte über den Umgang mit kriminellen Jugendlichen ausgelöst. Denn die beiden 16jährigen hatten zuvor schon einige Straftaten begangen. Wenige Tage vor dem Mord hatte ein Jugendrichter sie aus der Untersuchungshaft entlassen und in einer betreuten Jugendwohnung am Tonndorfer Pulverhofsweg untergebracht. Da sie diese problemlos verlassen konnten, war die Forderung nach Wiedereinführung geschlossener Heime laut geworden.

Der Mord war am hellichten Tag geschehen. Dennoch will der CDU-Vorsitzende Ole von Beust nach Informationen der Welt am Sonntag über Jugendliche eine nächtliche Ausgangssperre verhängen – weil das ein wirksames Mittel gegen Jugendkriminalität sei. „Was soll ein Acht- oder Neunjähriger um diese Zeit noch draußen?“ fragt der CDU-Politiker. Sinn der Maßnahme sei es, die Eltern zu warnen, die ihre Erziehungspflicht versäumen. Die Ausgangssperre solle von der Polizei überwacht werden.

Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) lehnt der Welt zufolge den Vorschlag ab. Eine generelle, undifferenzierte Ausgangssperre sei nicht verhältnismäßig.

Von Beust verweist auf Erfahrungen im schottischen Hamilton. Dort soll die Jugendkriminalität um ein Drittel zurückgegangen sein, nachdem die Regierung im Rahmen eines Pilotprojekts Jugendlichen verbot, nach 21 Uhr das Haus zu verlassen. Elke Spanner

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