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Kita-Kompromiß

■ Jugendverwaltung muß draufsatteln

Trotz aller verbalen Proteste dürften gestern auch die in der LIGA zusammengeschlossenen Wohlfahrtsverbände aufgeatmet haben. Nach langem Gezänk haben sich CDU und SPD über die Kitakostenfinanzierung der freien Träger geeinigt – und das Schlimmste ist verhindert worden: Einen Eigenanteil von neun Prozent sollen die freien Träger künftig für ihre Kitaplätze hinblättern.

Ob die Finanzierung reicht, kann pauschal nicht beantwortet werden. Große Träger wie das Diakonische Werk, das mit 9.300 Plätzen etwa ein Viertel der Kitaplätze in freier Trägerschaft unterhält, können innerhalb ihrer Einrichtungen umschichten und haben deshalb ein ganz anderes Einsparpotential als die kleinen Einrichtungen. Den häufig eingruppigen Kinder- und Schülerläden aber könnte der Eigenanteil von neun Prozent den Hals brechen.

Denn mit dem neuen Finanzierungsmodell, über das die freien Träger seit zwei Jahren mit der Jugendverwaltung zäh verhandeln, bekommen sie zwar dreijährige Leistungsverträge, die ihnen mehr Planungssicherheit bieten als die alte Platzgeldfinanzierung. Doch die Sache hat auch Nachteile: Künftig werden die bislang höher finanzierten Plätze im Ostteil der Stadt oder in sozialen Brennpunkten ganz normal finanziert. Und bezahlt werden dann auch nur solche Plätze, die wirklich belegt sind. Bislang fließt das Geld für alle bewilligten Plätze, da kann auch einer mal leer bleiben. Das heißt: Das Risiko für die freien Träger steigt, eine finanzielle Pufferzone entfällt.

Verhindert werden muß – und die Gefahr ist groß –, daß Kitas nun finanziell so unter Druck geraten, daß die pädagogische Arbeit mit den Kindern auf der Strecke bleibt. Da eine pauschale finanzielle Verbesserung zur Zeit kaum durchsetzbar erscheint, muß SPD-Jugendsenatorin Stahmer in den Verhandlungen nun draufsatteln, wo es dringend notwendig ist: bei den kleinen Einrichtungen und denen in sozialen Brennpunkten. Einem solchen Kompromiß würde dann wohl auch die LIGA zustimmen, schließlich will auch sie endlich einen verbindlichen Vertrag. Denn nicht nur die Regierungskoalition ist des jahrelangen Streits um die Kita-Finanzen längst überdrüssig. Sabine am Orde

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