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Kein Wort der Entschuldigung gehört

■ Erst wurde der Algerier Bouzidi N. eines Raubes verdächtigt, dann wurde ihm von einem Polizisten der Arm gebrochen. Jetzt steht er als Angeklagter wegen Widerstand und Beleidigung vor Gericht

Das Wörtchen „Entschuldigung“ gehörte zu den ersten Ausdrücken, die der Algerier Bouzidi N. auf deutsch gelernt hat. „Ich glaubte, daß Wort ist ein Schlüsselbegriff der deutschen Gesellschaft“, sagte der 34jährige Journalist gestern vor Gericht. Am 23. März vergangenen Jahres bekam der Asylbewerber zu spüren, was die Berliner Polizei unter zivilen Umgangsformen versteht. Bouzidi N. wurde Opfer einer Zwangsmaßnahme, von der er einen gebrochenen Arm und mehrere Hämatome im Gesicht davontrug.

Doch nicht die Polizisten müssen sich seit gestern als Angeklagte vor dem Amtsgericht verantworten, sondern der Algerier. Die Staatsanwaltschaft legt dem großen, hageren Mann mit dem dunklen Teint Widerstand und Beleidigung zur Last. Das Verfahren gegen die Polizisten wegen Körperverletzung in Amt dagegen ist – wie meist in solchen Fällen – längst eingestellt worden. Der seit fünf Jahren in Deutschland lebende Bouzidi N. hofft nun auf die Justiz: „Ich vertraue darauf, daß dort Recht gesprochen wird.“

Der Vorfall hatte sich gegen vier Uhr morgens in Charlottenburg ereignet. Bouzidi N. hatte sich nach einem Disco-Besuch auf dem Heimweg befunden, als er von einer Funkstreife auf dem Gehweg gestoppt wurde. „Ich dachte, ich werde überfahren.“ Nur mit Mühe habe er den Worten der Beamten entnehmen können, daß er eines Raubes verdächtigt werde, der kurz zuvor einige Straßen weiter verübt worden war. Der Algerier wurde zu einer Gegenüberstellung am Tatort gefahren. Dort sah er sich von acht bis zehn Polizisten umringt. Das Opfer des Raubes war sich jedoch sicher, daß er nicht der Täter war. Er habe sich nicht ohne eine Entschuldigung wegschicken lassen wollen, sagte Bouzidi N. gestern. „Das ist nicht nur ein Wort, sondern eine Haltung.“ Doch als er sich mit einer Anzeige beschweren wollte, seien einige Beamte rabiat geworden. Er sei mit verdrehtem Arm auf den Boden geworfen worden und habe Tritte ins Gesicht bekommen.

Die gestern vernommenen vier Polizeizeugen erklärten, der Algerier habe die Ermittlungen behindert und sich einem Platzverweis widersetzt. Man habe sich sehr wohl bei ihm entschuldigt, doch er habe „eine aggressive Grundhaltung“ an den Tag gelegt und „wild und gezielt um sich getreten“. Wer dem Algerier bei der Durchsetzung des Platzverweises den Arm „herumgerissen“ hat, konnten die Zeugen nicht erinnern. Ein 35jähriger Beamter fand, daß viel zu lange gefackelt wurde. „Ich hätte meine Maßnahme schon viel früher durchgesetzt.“ Der Prozeß wird kommenden Montag fortgesetzt. Plutonia Plarre

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