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Drei Comedy-Staffeln für ein Coming-out

■ Beim schwul-lesbischen Filmfest sind vor allem die Kurzfilme und die nichtamerikanischen Produktionen sehenswert. Auch mit am Start: ein Film der „Traumhochzeit“-Firma Endemol!

Kommt der Winter, wird vielen Lesben und Schwulen warm ums Herz: Bereits zum achten Mal bietet das schwul-lesbische Filmfestival „verzaubert“ mit rund 100 Spiel- und Kurzfilmen einen Einblick in die filmische Darstellung schwul-lesbischer Lebens- und Liebeskultur.

Vor allem die Kurzfilme warten mit mancher Überraschung auf: Da tanzen Schwule auf einer Klappe Tango, verliebt sich eine Schülerin in ihre Lehrerin, erinnert sich eine alte Dame an die goldenen Zwanziger, spioniert eine australische Omi die Klappe aus. Skurril, lustig, sinnlich, überraschend, technisch einfallsreich – besser kann Kino nicht sein. Was man vom Spielfilmprogramm nicht sagen kann. Wie schon im letzten Jahr überwiegen hier amerikanische Produktionen.

Die sind zwar handwerklich gut gemacht, oft aber auch ziemlich öde, was die gerade im schwul-lesbischen Filmbetrieb so wichtige Darstellung von Sexualität anbelangt. Mehr als die nackte Brust ist meist nicht erlaubt, nicht mal eine Umarmung. Immerhin kommen aber elf Produktionen der fast fünfzig Spielfilme nicht aus den USA. Genau jene, die die spannendsten Geschichten erzählen. Fünfzehn Filme, allesamt deutsche Uraufführungen, nehmen zudem erstmals am Rennen um den mit 5.000 Dollar dotierten Publikumspreis teil. Die Preisvergabe erfolgt am 9. Dezember. Zuvor wurde das „verzaubert“ auch in München, Stuttgart, Frankfurt am Main und Köln veranstaltet.

In den Wettbewerb geht zum Beispiel die niederländische Produktion „All Stars“ aus dem Hause Endemol. Dort kann man also nicht nur Traumhochzeiten produzieren, sondern auch schwule Filme: Die Spieler einer Fußballmannschaft kennen sich seit Schultagen, wissen alles voneinander. Bis auf eine Ausnahme. Ihr Kapitän ist schwul, will's seinen Kumpels sagen, wird aber durch Zufall geoutet. Dazu muhen Kühe im Hintergrund. Im Episodenfilm „Caricies“ aus Spanien jagt die Kamera durch die Nacht und stoppt immer wieder: Ein Ehepaar streitet, eine junge Frau wirft ihrem Vater seine Homosexualität vor, ein 50jähriger hat für seinen jungen Lover ein Geschenk dabei. Ein Spiegel. So wird aus dem routinierten Blowjob ein flotter Vierer. In „Pensionat Oskar“ (Schweden) wird die Geschichte eines Familienvaters erzählt, der sich während des Urlaubs vom viel jüngeren Petrus be- und verzaubern läßt.

Regisseurin Susanne Bier zeigt mit kargen Mitteln schöne Bilder, die ohne Hardbodys auskommen. Schluß mit lustig ist in „Jaded“ aus den USA, der ein in den Staaten heiß diskutiertes Thema anpackt: Sind Frauen in der Lage, andere Frauen physisch und sexuell zu mißbrauchen? In dem knallharten Film geschieht genau das. Um die eben erst entdeckte lesbische Identität geht es in „High Art“ (USA). Längst im Leben eingerichtet, erlebt Syd ihr Coming-out. Nie zuvor konnte frau eine ehrlichere Sexszene in einem US-Streifen sehen.

Das dürfte, siehe oben, auch nicht schwer zu filmen sein. Schwer dagegen hatte es sich TV-Star Ellen DeGeneres gemacht, die immerhin drei Comedy-Staffeln brauchte, um der Fangemeinde das Coming-out zu servieren. Wieviel Mut das gekostet hat, kann in der Dokumentation „The real Ellen Story“ begutachtet werden. Andreas Hergeth

In den Kinos Delphi, Hackesche Höfe und International, Termine siehe cinema taz

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