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Mauern niederschlagen für den Feind

■ Mit viel Sachkenntnis beschäftigt sich eine studentische Projektgruppe mit dem trüben Alltag von Fremd- und Zwangsarbeitern während des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg

„Der dicke Chefarchitekt mustert uns angeekelt. Langsam kennt er uns schon. Er läßt ein Gebell los, von dem ich nur ,Uhlandstraße‘ und ,Mauern niederschlagen‘ aufschnappe. Scheiße. Die blödeste Arbeit.“ Es ist kein „Mauerspecht“, der sich hier beklagt, kein müder Bauarbeiter, der von seinem Tagwerk berichtet.

Ein Fremdarbeiter erzählt seine Erfahrungen als Mitglied eines „A“- wie „Aufräumtrupps“, eingesetzt zur Trümmerbeseitigung nach einem der zahlreichen Bombenangriffe auf die alte (und neue) Hauptstadt. Gerade zu jener Zeit, in dem die Angriffe immer mehr zum Alltag im nationalsozialistischen Berlin gehörten, also ab Januar 1943, lebten hier bis zu 380.000 Fremdarbeiter. In über 700 „Ausländerlagern“, verteilt über die ganze Stadt oder in großen Barackenlagern am Stadtrand, wohnten oder vegetierten diese Menschen, sie stammten aus nahezu allen von der Wehrmacht besetzten Ländern.

Ihrem Leben und Überleben widmet sich ein schmales Bändchen, das eben im rührigen und auf dem Gebiet Berliner Stadtgeschichte mittlerweile eine Spitzenstellung einnehmenden be.bra- Verlag erschienen ist.

Die Autorinnen und Autoren – zum überwiegenden Teil Studenten und Studentinnen der Jahrgänge 1970 bis 75 des Instituts für Europäische Ethnologie – sind den Alltagsspuren der Fremd- und Zwangsarbeiter mit großer Sachkenntnis nachgegangen. Ihr Engagement steht in umgekehrtem Verhältnis zum abgefragten Wissensstand der Berliner Bevölkerung im Umkreis der Lager. „Wie es dort ablief und was dort ablief, da drang nichts raus.“

Eine Unkenntnis, der die illustrierte Broschüre abhilft. Zudem ist sie Begleitband für eine gleichnamige Ausstellung. Sie kann noch bis zum 6. April 1999 im Museumspark Rüdersdorf besichtigt werden. Bernd Ulrich

Leonore Scholze-Irrlitz, Karoline Noack (Hg.): „Arbeit für den Feind. Zwangsarbeiter-Alltag in Berlin und Brandenburg (1939–1945)“. be.bra Verlag, Berlin 1998, 152 Seiten, 29,90 DM

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