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Schon vorher gelacht

■ Die Heilsarmisten machen heute richtig Nächstenliebe – den Buck-Film kennen sie schon

Nichts bringt die SoldatInnen der Heilsarmee an Heiligabend vom rechten Weg ab. Im Gegenteil. Wenn heute der Film „Liebe Deine Nächste“ von Detlef Buck gleich über 16 Leinwände der Kinos flimmert, sind die Freiwilligen der Armee Gottes gut gewappnet. Kaum einer aus den Korps wird ins Kino schleichen, niemand der Truppe sich über die Komödie zweier Soldatinnen, die in Berlin Männer als zahlende Kundschaft aufreißen, erregen müssen. Die Heilsarmee wird sich auch an Weihnachten ihrer originären Aufgabe widmen können: der christlichen Nächstenliebe.

Der Grund dafür ist denkbar einfach. Um die heiligen Krieger in ihren blauen Uniformen nicht an Weihnachten aus der Fassung zum bringen, hatte der Verleih zu einer Preview geladen. „Wir haben den Film schon vor einigen Tagen gesehen“, sagt Kapitänin Joan Brown, die den Streifen „ganz gut“ fand. Die Aufregung im Vorfeld der mit Sex angereicherten Heilsarmee- Satire von Buck kann sie nicht teilen. „Wissen Sie, die Geschichte hat mit der wirklichen Arbeit der Heilsarmee nicht viel zu tun. Sicher, es gibt Ähnlichkeiten mit uns. Aber nicht so viele.“

Brown hat „Liebe Deine Nächste“ mit einer kleinen Armee anderer Aktivisten gesehen. Ebenso wie sie waren andere Mitglieder des Korps angetan. „Die Stimmung nach dem Film war gut“, erzählt ein Sergeant. Daß der Streifen nicht alle überzeugt habe, sei doch normal. Es wurde nach dem Film debattiert – und man wandte sich der Tagesordnung zu.

Und die sieht für die Offiziere und Feldsekretäre an Weihnachten so aus: Die rund 160 aktiven Mitglieder der Heilsarmee in Berlin werden in ihren sozialen Einrichtungen Feiern abhalten, Familien betreuen und Wärmestuben managen, erklärt Kapitänin Ruth Walz. „Geborgenheit“ an Weihnachten zu vermitteln, das sei wichtig – weniger ein komischer Buck. rola

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