■ Querspalte: Die Mobilmachung
Schon am 24. Januar werden die nach dem Wahlkampf eingemotteten CDU-Sonnenschirme wieder aus den Materiallagern herausgeholt. Erneut sollen dann die Parteimitglieder unter ihnen herumstehen und das Wahlvolk mobil machen. Diesmal geht es jedoch nicht um das richtige Kreuz, sondern um eine Unterschrift – nach Wolfgang Schäubles Willen soll die doppelte Staatsbürgerschaft durch eine bundesweite Unterschriftenkampagne verhindert werden. Zuvor aber hatte Schäuble etwas ganz anderes zu verhindern: den Plan des bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, zum selben Thema das Volk zu befragen. Beziehungsweise – soviel weiß auch Stoiber über die repräsentative Demokratie – per Straßenumfrage ein Meinungsbild einzuholen. Eines hatte der CSU-Chef in spe nämlich nicht bedacht – an solch einer Unterschriftensammlung könnte schließlich jeder teilnehmen und gar mit „ja“ stimmen. Und zwar auch jeder Ausländer! Man stelle sich einmal vor, wie Türken, Kurden, Vietnamesen, Albaner und Serben – alle mit Anhang – sich unter die Sonnenschirme der Union drängen, wie sie schwärmerisch, geradezu wollüstig „aaah... doppelte Staatsbürgerschaft“ seufzen, um dann fröhlich die schöne, schöne Unterschriftenliste vollzumalen. Und der Kugelschreiber ist hinterher natürlich auch weg.
Der einzige Ausweg aus diesem Szenario wäre eine Paßkontrolle gewesen, aber wie hätte das nun wieder ausgesehen? Genau: wie an der deutsch-deutschen Grenze.
Es war also gar nicht schwer, Stoiber zur Rücknahme seines Anliegens zu bewegen und ihn statt dessen auf die nun anstehende Unterzeichnungsaktion einzuschwören. Der noch zu formulierende Aufruf solle „stimmen und unmißverständlich in jede Richtung sein“, sagte Schäuble am Wochenende. Schon bald wird ihm einfallen, wo der passende Slogan herzuholen ist. In diversen national befreiten Zonen lagern „Deutschland den Deutschen“-Transparente. Die sind noch so gut wie neu. Carola Rönneburg
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