: Die Jüngsten sind die Ärmsten
■ Fast sieben Prozent aller Kinder in Deutschland brauchen staatliche Hilfe: Von den 2,89 Millionen Menschen, die Ende 1997 dauerhaft Sozialhilfe benötigten, waren eine Million unter 18
Frankfurt (rtr/epd) – In Deutschland beziehen immer mehr Menschen Sozialhilfe. Ende 1997 erhielten rund 2,89 Millionen Menschen oder 3,5 Prozent der Bevölkerung Hilfe zum Lebensunterhalt. Dabei ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, die dauerhaft staatliche Hilfe benötigten, auf 37 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. „Das ist eine geradezu dramatische Entwicklung“, erklärte Johann Hahlen, der Präsident des Amtes. Insgesamt habe der Stellenwert der Sozialhilfe als Auffangnetz für Menschen in finanziellen Krisensituationen in den letzten Jahren stark zugenommen. 1965 lag der Anteil der Sozialhilfeempfänger im damaligen Bundesgebiet noch unter einem Prozent.
Ende 1997 bezogen über eine Million Kinder unter 18 Jahren Sozialhilfe. Damit erhielten 6,8 Prozent aller Jugendlichen Unterstützung, um den Grundbedarf an Nahrung, Kleidung und Unterkunft decken zu können.
Den geringeren Prozentsatz von Sozialhilfeempfängern in Ostdeutschland (2,6 gegenüber 3,8 Prozent im Westen) begründete Hahlen mit der größeren Bedeutung von vorgelagerten Hilfen wie Wohngeld oder ABM.
Der Stadtstaat Bremen weist mit 10,6 Prozent die höchste Sozialhilfequote auf. Bayern verzeichnet mit zwei Prozent die niedrigste Quote. 23 Prozent der Sozialhilfeempfänger waren Ausländer und 77 Prozent Deutsche. Die Frauen stellten weiterhin die Mehrheit, wenn ihr Anteil seit 1965 auch von 67 auf 56 Prozent sank. Jeder dritte Hilfebezieher zwischen 18 und 60 Jahren kann eine abgeschlossene Lehre vorweisen. Zwölf Prozent haben jedoch keinen Schulabschluß, 48 Prozent keine Berufsausbildung. Diesen Menschen eine dauerhafte Beschäftigung zu vermitteln, sei besonders schwierig, erklärte Hahlen.
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