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Fischer plant Heroin auf Rezept

■ Gesundheitsministerin will in mehreren Städten Originalstoff abgeben lassen. Das Modell Schweiz muß sie beeindrucken: Dort ist die Zahl der Drogentoten auf einen Tiefststand gesunken

Frankfurt/Main (epd/AP) – Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) will die kontrollierte Heroinabgabe an Schwerstabhängige erproben lassen. Die Bundesregierung habe Interesse daran, daß es „rasch“ zu solchen Modellversuchen komme, sagte Fischer gestern in Frankfurt am Main nach einem Besuch des Drogennotdienstes. Auf einen genauen Zeitplan wollte sich die Ministerin nicht festlegen. Vorbereitende Gespräche mit einigen Städten sollen in den kommenden Wochen stattfinden. Der Modellversuch solle sich eng an einem Projekt in der Schweiz orientieren. Dort ist die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Zudem hätten sich bei den dort insgesamt 1.146 mit Heroin behandelten Patienten erhebliche gesundheitliche Verbesserungen eingestellt, ergänzte Hessens grüne Gesundheitsministerin Priska Hinz.

Nicht alle Drogenabhängigen könnten durch bestehende Ersatzstoffe wie Methadon behandelt werden, sagte Fischer. Eine Behandlung mit Originalstoffen sei zum Beispiel bei der Gruppe von in schwerer Abhängigkeit lebenden Menschen nötig. Suchtexperten schätzen, daß dafür in Deutschland bis zu 10.000 Abhängige in Frage kommen.

Die Bundesministerin kündigte weiter an, daß sie die in Hessen erprobten sogenannten Drogenkonsumräume auch in anderen Bundesländern einführen wolle. Dort werden den Süchtigen die notwendigen Utensilien wie etwa Einwegspritzen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Eine drogenfreie Gesellschaft werde es auch langfristig nicht geben, begründete Fischer ihr Vorhaben. Vor allem Politiker der Unionsparteien hatten sich in den vergangenen Tagen gegen die Reformpläne der Bundesregierung gewandt. Die geplante Einrichtung von Fixerstuben und eine staatlich kontrollierte Heroinabgabe kämen einer Kapitulation vor der Drogensucht gleich, hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) am Montag erklärt.

Fischer nannte die Erfahrungen mit dem Schweizer Modellversuch der heroingestützten Behandlung beeindruckend. Dort waren 1998 insgesamt 209 Drogenopfer zu beklagen – 31 weniger als im Vorjahr.

Der Copräsident des Verbandes der Sucht- und Drogenfachleute (VSD), Ueli Liechti, zeigte sich überzeugt, daß der Rückgang der Todesfälle eine Folge der Heroinabgabe und der Hilfsstrukturen für Schwerstsüchtige ist. „Diese Form der gelebten Sucht ist gesünder“, sagte er. Der Stoff könne kontrolliert werden, sei sauberer und damit weniger giftig.

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