Zunächst nur ein Scherz

Ein Kind zu dritt? Mit zwei Lesben als Mütter und einem Schwulen als Vater? Ute, Simone und Klaus wollen es versuchen. „Als ich meiner Mutter erzählte, daß ich mit einer Frau zusammen sei“, erinnert sich Ute, „war die erste Reaktion: ,Dann bekomm' ich ja keine Enkel!‘“ Wie Utes Mutter äußern sich viele Eltern, wenn sich der Sohn oder die Tochter als schwul bzw. lesbisch zu erkennen gibt. Dabei kann sich die Sorge – wie in Utes Fall – als unbegründet erweisen. Wenn alles wie geplant verläuft, wird die 32jährige Ärztin demnächst schwanger. Das Kind will sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Simone großziehen. Zeugen wird es Klaus, ein schwuler Freund des Paares. „Im Idealfall auf natürliche Weise. Ob ich das kann, weiß ich nicht“, sagt der 33jährige lachend. „Einen oder mehrere Versuche ist es uns wert. Wenn es nicht klappt, inseminieren wir eben.“

Seit zwei Jahren sind Simone und Ute ein Paar. In dieser Zeit ist Utes Wunsch nach einem Kind stärker geworden. Doch vaterlos sollte der Nachwuchs nicht groß werden. So kamen die Frauen auf die Idee, Klaus um Unterstützung zu bitten. „Ich habe es ihm gegenüber im Scherz angesprochen“, erzählt Ute, „und er hat – auch im Scherz – zugestimmt.“ Für Klaus war der Wunsch der langjährigen Freundin nicht abwegig. Im Gegenteil – hatte er sich doch zuvor schon überlegt, Vater zu werden.

„Ganz spontan hatte ich viel Freude an der Idee“, sagt er. Nur Simone, der zukünftigen Comutter, bereitete der Gedanke anfangs Kopfzerbrechen: „Alle waren begeistert“, so die 36jährige, „während ich gebremst habe. Es ging mir zu schnell.“ Ein halbes Jahr habe es gedauert, „bis ich das wirklich wollte. Seitdem haben wir alle möglichen Phasen durchgemacht, jeder für sich. Das war gut, denn jetzt fühle ich mich nicht mehr so naiv.“ Inzwischen sieht sie den Kinderwunsch der Freundin als „unglaubliche Chance“.

Neben der Begeisterung stand bei allen immer auch der Zweifel. Bei Simone die Furcht, Klaus könne ihr etwas wegnehmen. Bei Klaus die Sorge, daß Streitigkeiten aufkommen, sobald das Kind da ist. Und Unsicherheit darüber, wie stark er sich an der Erziehung beteiligen will. Hinzu kommt Angst vor Ablehnung und Diskriminierung, die das Kind spüren könnte. „Ich weiß, wie viele Kinder in zerrütteten Verhältnissen aufwachsen. Im Vergleich dazu wird es unser Kind gut haben“, sagt Simone. Doch manchmal plage sie ein schlechtes Gewissen, weil sie dem Kind normale Verhältnisse vorenthalte. Deswegen wünscht sie sich, „daß es egal wäre, ob nun zwei Frauen, zwei Männer oder ein Mann und eine Frau zusammen sein und ein Kind haben wollen“. Mit anderen Worten: „Daß alles erlaubt und normal wäre.“ Cristina Nord