Gute Aussichten für Naumann-Idee

■ Kulturbeauftragter stellt sein Kompromißmodell zum Holocaust-Denkmal vor. Berliner Kultursenator zeigt sich zufrieden, auch Zentralratsvorsitzender Ignatz Bubis nennt Idee sinnvoll

Die Chancen für einen Kompromiß zum Holocaust-Mahnmal steigen. Am Sonntag präsentierte der Bonner Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, in Berlin einer ausgewählten Runde erstmals seinen neuen Vorschlag – nach dem eine Dokumentationsstätte mit dem im Wettbewerb für ein Mahnmal favorisierten Gedenkfeld des New Yorker Architekten Peter Eisenman kombiniert werden soll. Von den Teilnehmern der Runde kamen überwiegend positive Signale.

Berlins Kultursenator Peter Radunski (CDU) etwa betonte, es gehe um Gedenken und Erinnern gleichermaßen, deshalb sei er mit einer Kombination aus Dokumentation und Denkmal zufrieden. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, bezeichnete das Modell als sinnvolle Weiterentwicklung.

Uneins waren die Teilnehmer der Berliner Runde – neben Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Naumann, Bubis und Radunski hatten der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, und der Präsident der Akademie der Künste, György Konrád, teilgenommen – noch, was in dem 20 Meter hohen, zusätzlich geplanten Gebäude im einzelnen untergebracht werden soll. Naumann befürwortet neben dem Leo-Baeck-Institut und einem „Genozid-Watch-Institut“ auch eine große, etwa eine Million Bücher umfassende Bibliothek zum Thema Holocaust. Am Leo- Baeck-Institut ist allerdings auch das Jüdische Museum interessiert. Die Topographie des Terrors wiederum will die Bibliothek gerne in ihrem Komplex unterbringen. Der Bundestag wird deshalb möglicherweise nur über das Gelände und das Gebäude selbst abstimmen, während die Frage, was in dem Dokumentationszentrum untergebracht wird, von einem anderen Gremium entschieden werden soll. Das neue Konzept soll in dieser Woche mit den Fraktionen im Bundestag erörtert werden. Eine abschließende Parlamentsentscheidung soll möglichst im Mai oder Juni erfolgen – um die Debatte aus dem Berliner Abgeordnetenhauswahlkampf herauszuhalten. dpa/babs