: Augen, Ohren und Werktore dicht
■ Zehntausende Metaller haben die zweite Warnstreikwoche der Branche eingeläutet. Eine Annäherung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften hat dies allerdings nicht gebracht
Bremen (dpa/AP) – Der Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie wird schärfer. Erneut traten gestern Zehntausende Beschäftigte in mehreren Bundesländern in den Warnstreik, um die Arbeitgeber zu einem höheren Angebot zu bewegen. Allein in den Kölner Ford-Werken ließen nach Gewerkschaftsangaben zehntausend Mitarbeiter die Arbeit vorübergehend ruhen. Der Betrieb wurde in dieser Zeit lahmgelegt und etwa 200 Autos nicht gefertigt. Es kam dennoch auch in der dritten Tarifrunde in Bremen für die 150.000 norddeutschen Metaller nicht zu einer Annäherung von IG Metall und Arbeitgeberverband. Die Tarifparteien vereinbarten für den 9. Februar ein viertes Treffen.
Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe sagte, die Gewerkschaft müsse bei den Verhandlungen im Südwesten einen „deutlichen Schritt in Richtung Realität tun“. Der Sachverständigenrat, sämtliche Forschungsinstitute und auch die rot-grüne Bundesregierung sähen die absolute Obergrenze für Lohnerhöhungen bei 2,5 bis 3 Prozent. „Allein die IG Metall hält sich mit beiden Händen Augen und Ohren zu und beharrt auf ihren völlig unrealistischen Vorstellungen“, sagte Stumpfe. Der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall, Harald Schartau, sagte dagegen bei einer Kundgebung in Köln, das bisherige Arbeitgeberangebot sei keine Grundlage zur Lösung des Tarifkonflikts. Der Chef der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, meinte, die Arbeitgeber seien angetreten, „ohne verhandeln zu wollen“.
Die IG Metall will ihre Aktionen in den nächsten Tagen ausweiten und allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 250.000 Beschäftigte zu Warnstreiks aufrufen. Heute werden in Darmstadt die Tarifverhandlungen für die 380.000 Metaller in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland in dritter Runde fortgeführt. Entscheidend dürfte aber erst die vierte Tarifrunde für die 840.000 Metaller im Südwesten am morgigen Mittwoch werden. Die Arbeitgeber hatten für diesen Termin einen „neuen Lösungsvorschlag“ angekündigt.
Die Arbeitgeber bieten 2 Prozent mehr Lohn und eine gewinnabhängige Einmalzahlung von 0,5 Prozent. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent für die bundesweit 3,4 Millionen Beschäftigten.
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