piwik no script img

Tarifzank gefährdet Bündnis

■ Im Metall-Tarifkonflikt drohen die Arbeitgeber immer lauter, das Bündnis für Arbeit platzen zu lassen. Dennoch legen sie neues Angebot über 2,3 Prozent Grundlohnerhöhung vor.

Berlin (dpa/taz) – Die Metall- Arbeitgeber haben gestern abend in Leinfelden-Echterdingen ein neues Angebot vorgelegt. Sie schlagen für die knapp 840 000 Metall-Beschäftigten im Südwesten eine Grundlohnerhöhung von 2,3 Prozent sowie eine ertragsabhängige Einmalzahlung von 0,5 Prozent des Jahresentgeltes vor. Dies gab der Arbeitgeberchef Klaus Fritsche nach den Verhandlungen bekannt.

Bislang lautete das Angebot der Arbeitgeber: Zwei Prozent mehr Lohn und ein ergebnisorientierter Einmalbetrag von 0,5 Prozent des Jahresentgeltes. Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Lohn.

Am tag zuvcor hatte sich der Tarifkonflikt in der Metallindustrie verschärft. Arbeitgebervertreter drohten, ein Streik oder ein hoher Tarifabschluß machten die Bündnisgespräche sinnlos. SPD und IG Metall wandten sich gegen eine Verknüpfung des Tarifsstreits mit den Bündnisverhandlungen.

„Ein hoher Abschluß zerstört die Grundlage für ein erfolgreiches Bündnis für Arbeit“, sagte Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe. Arbeitgeber-Chef Dieter Hundt war vorsichtiger: Zwar sei ein „vernünftiger moderater“ Abschluß Voraussetzung für erfolgreiche Bündnis-Gespräche, aber die Frage des Scheiterns stelle sich jetzt nicht. IG-Metall-Vize Jürgen Peters erklärte, er habe den Eindruck, die Arbeitgeber hätten kein Interesse am Bündnis. „Das haben sie das letzte Mal kaputtgekriegt, warum sollten sie jetzt eine andere Rolle einnehmen.“ Nach Meinung von Ernst Schwanhold, SPD-Fraktionsvize in Bonn, darf das Bündnis keine „Ersatz-Plattform“ für die Tarifgespräche sein. Kanzler Schröder sieht im Tarifstreit keine Bedrohung für das Bündnis. Es gebe zwar die eine oder andere Äußerung, die ihm nicht gefalle. Er glaube aber nicht, daß die Metall-Verhandlungen das Beschäftigungsbündnis gefährdeten.

Zugleich lief die voraussichtlich bundesweit wegweisende vierte Metall-Tarifrunde im Südwesten gestern zäh an. Kurz nach Beginn wurden die Verhandlungen für ein Treffen in kleinem Kreis von je drei Gewerkschafts- und Arbeitgebervertretern unterbrochen. Damit sollten die Gespräche intensiviert und beschleunigt werden. Wie schon in den Vortagen beteiligten sich gestern bundesweit Zehntausende Metaller an Warnstreiks, um die Forderung der IG Metall zu unterstreichen.

Der DGB verlangte gestern, per Gesetz „die Kampfbereitschaft der Gewerkschaften“ wieder voll herzustellen. Dazu müsse der der unter Kohl geänderte „Streikparagraph“ 116 des Arbeitsförderungsgesetzes zurückgenommen werden. Der Paragraph regelt den Anspruch auf Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld in Arbeitskämpfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen