: Schwerer Anlauf bei Jugendprogramm
■ Von 1.300 kontaktierten Arbeitslosen erst 360 vermittelt
Extra-Hotlines sind geschaltet und Extra-Plakate geklebt: Das bundesweite Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit läuft aber in Bremen weiter nur als schwerer Kraftakt an: Das Arbeitsamt hat jetzt zwar schon 1.330 Jugendliche kontaktiert. Aber davon konnten bislang nur 360 versorgt werden, sagte Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel gestern bei der Präsentation einer ersten Zwischenbilanz.
Damit haben sich die düsteren Prognosen Bremer Berufsberater offenbar bestätigt: Viele Jugendliche seien längst im Nirwana verschwunden und ignorierten schlicht das Jobprogramm, prognostizierten sie im Januar (wir berichteten). Die anderen könnten überhaupt nur durch intensive Beratung gewonnen werden. Und selbst danach könne man im Schnitt nur 40 Prozent für Maßnahmen begeistern. Ein Erfahrungswert, den das Arbeitsamt jetzt zu spüren bekommt: Denn von den 1.330 Angeschriebenen meldeten sich 500 erst gar nicht. Den restlichen 820 wurde ein Angebot gemacht, aber davon lehnten wieder rund 200 ab. Von den übriggebliebenen knapp 600 startet jetzt erstmal rund die Hälfte mit qualifizierenden Berufsvorbereitungen samt Betriebspraktikum und Berufstraining.
Für die andere Hälfte müsse man noch etwas Entsprechendes finden: So sind z.B. schulische Ausbildungen geplant, weil Lehrstellenzusagen aus der Wirtschaft bislang fehlen. Das Programm sei „gut angelaufen“, bilanzierte gestern trotzdem Arbeitsamtsdirektor Hawel. Fünf der insgesamt 15 Bonner Millionen für Bremen seien bereits verplant. Für die restlichen zehn Millionen brauche man allerdings nun Hilfe von allen, „die mit Jugendlichen zu tun haben. Allein schaffen wir das nicht“. Oberstes Ziel sei es schließlich, gemeinsam die hohe Quote von derzeit 4.000 arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren „ein Stückchen“ herunterzufahren. „Vielleicht melden sich viele Jugendliche einfach erst später“, resümierte hoffnungsfroh Detlef Stüwe, Abschnittsleiter der Berufsberatung im Arbeitsamt.
Nur verhalten „positiv“ reagieren deshalb jetzt Bremer Beschäftigungsträger auf die erste Programmbilanz aus dem Arbeitsamt: „Es ist gut, daß man mehr Geld ausgeben will“, sagt Uwe Lange von der „Bremer Arbeitslosenselbsthilfe“. Aber bislang erreiche man wohl nur die Jugendlichen, die ohnehin „irgendwie klargekommen wären. Über die anderen, die unerreichbar ganz unten stehen, hat man sich so Holter-die-Polter einfach keine Gedanken gemacht.“ kat
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