: Land darbt: Bankmillionen ade
■ Wegen horrender Verluste verweigert die Bankgesellschaft dem Land die Dividendenzahlung in Höhe von 135,8 Millionen Mark. SPD-Finanzsenatorin Fugmann-Heesing nimmt es gelassen
Durch unvorhergesehene Verluste der Bankgesellschaft Berlin reißen im Landeshaushalt neue Löcher auf. Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) muß sich darauf einstellen, auf 135,8 Millionen Mark zu verzichten. Denn die Bankgesellschaft – sie ist zu 56,8 Prozent im Besitz des Landes – will in diesem Jahr keine Dividende an ihre Anteilseigner zahlen. Die Verluste bei der Berliner Bank, einer inzwischen aufgelösten Tochter der Bankgesellschaft, seien zu groß gewesen, heißt es als Begründung.
„Wenn die Dividende nicht ausgeschüttet wird, müssen wir andere Maßnahmen der Vermögensaktivierung ergreifen“, erklärte dazu gestern Fugmann-Heesings Sprecher Dirk Wildt. Ob dazu ein Verkauf von Bankaktien gehören könne, wollte Wildt nicht kommentieren. In den vergangenen Tagen war spekuliert worden, ob der Senat in seinem Besitz befindliche Aktien der Bankgesellschaft an diese verkaufen werde, um wenigstens einen Teil der ausfallenden Dividende auszugleichen.
Die Bankgesellschaft will die in den vergangenen Jahren übliche Dividendenzahlung ausfallen lassen, weil sie für das abgelaufene Geschäftsjahr 1998 rund 1,8 Milliarden Mark als Risikovorsorge aufbringen muß. Dieses Geld dient im wesentlichen als Sicherheit für ausgegebene Kredite, die die Gläubiger der Bank möglicherweise nicht zurückzahlen können. Einen Großteil der Ausfälle hat dabei die Berliner Bank zu verantworten, die schon in den vergangenen Jahren das Sorgenkind der Bankgesellschaft war. Viele Kredite waren an Immobilienunternehmer und kränkelnde Firmen vergeben worden, die aufgrund der ostdeutschen Wirtschaftskrise ihre Raten nicht bedienen können. Der Vorstand der Bankgesellschaft beziffert die neuerlichen Ausfälle mit 900 Millionen Mark.
Hinzu kommen weitere 100 Millionen Mark, die die Bank für ihre interne Neuorganisation bereitstellen will. Vor Monaten war die geplante Fusion mit der Norddeutschen Landesbank gescheitert, worauf die Bankgesellschaft beschloß, ihre Tochter Berliner Bank aufzulösen, um Kosten zu sparen.
Die erhöhte Risikovorsorge widerspricht allen Prognosen. Während die Rückstellungen für kranke Kredite eigentlich sinken sollten, steigen sie nun: 1998 legte man eine Milliarde Mark beiseite, jetzt 1,8 Milliarden.
Müßte die Bank nicht die enormen Ausfälle ausgleichen, wäre ihr Ergebnis für 1998 gar nicht so schlecht. Immerhin erwirtschaftete sie vor Risikovorsorge und Steuern einen Betriebsergebnis von 2,6 Milliarden Mark – das beste Resultat ihrer Gründung 1994. Hannes Koch
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