: Kabarettstandort Eppendorf
■ Alma Hoppes Lustspielhaus feiert Fünfjähriges: Es gratulieren die üblichen Verdächtigen von Martin Buchholz bis Karl Dall
„Kabarettistisch gesehen war Hamburg vor 15 Jahren noch ein Ödland“, plaudert Nils Loenicker aus dem Nähkästchen anläßlich des fünfjährigen Bestehens von Alma Hoppes Lustspielhaus. Loenicker und Kompagnon Jan-Peter Petersen feiern sich und ihre Bühne ab morgen ausgelassen und nicht zu knapp, nämlich einen Monat lang.
Und Kabarett in und um Hamburg heute? Wird die Wüste inzwischen gewässert? Oja! Und wem gebührt Lob dafür? Richtig, Loenicker sieht sich und Alma Hoppe als Wegbereiter dafür, daß es der Norden wieder zu einem „Kabarettstandort“ gebracht hat. Genau das bestätigen auch die gestiegenen Besucherzahlen in den vergangenen Jahren. Alma Hoppe versteht sich als Volkstheater im klassischen Sinne, immerhin finden sich hier alle Altersstufen im Publikum wieder – warum auch nicht? Ein gewisser Geschmack und das Bedürfnis, sich hin und wieder mal auf die Schenkel zu schlagen, dürfte wohl kaum an Altersgrenzen haltmachen. Neben dem Stammpublikum der 30- bis 50jährigen, finden in den letzten Jahren auch immer mehr Mittelalterliche ab 50 ihren Weg ins Lustspielhaus. Insgesamt äußert sich Loenicker positiv über die Auslastung seiner Bühne, sie belaufe sich auf 65 bis 70 Prozent.
Zu der Geburtstagssause kommen natürlich so allerhand bekannte Kabarettisten, die mit den beiden Hausherren seit Jahren in “freundschaftlicher Verbindung“ stehen, wie etwa Herrchens Frauchen, Martin Buchholz, Titanic-Kolumnist Max Goldt und Karl Dall. Ödland hin, Bewässerung her: Auch wenn sich die HamburgerInnen ein Leben ohne Kabarett nicht denken können, so ist doch bemerkenswert, daß „das meiste Lob an Alma Hoppe von außerhalb“ komme. Loenicker hält dies für typisch hamburgerisch, denn die Münchner zum Beispiel seien ja geradezu „stolz darauf, eine Lach- und Schießgesellschaft zu haben“.
Klar heraus aus der Feierei hält sich der Hamburger Senat: „Bis auf einen warmen Händedruck hat es von denen nichts gegeben“, so Loenicker. Also weder generelle Subventionierung noch eine einmalige Zahlung zum Jubiläum. Dadurch ist es für Alma Hoppe kaum machbar, unbekannteren KünstlerInnen Auftritte zu ermöglichen. Finanzielle Unterstützung aus dem Geldsack der Stadt kommt hingegen den Kammerspielen zugute, die Ende Mai das 13. Hamburger Kabarett-Festival veranstalten. So wird ihnen denn auch die Aufgabe zufallen, der Alma Hoppe nicht nachkommen kann: dem Nachwuchs eine Chance zu geben.
Liv Heidbüchel
Das Kabarett-Festival startet morgen (20 Uhr) mit Henning Venske und dauert bis zum 3. April. Infos unter Tel.: 480 38 43
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