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Bürger begehren Promenade mit Elbblick

Rettet das Elbufer startet Unterschriftensammlung gegen Holzhafen-Projekt  ■ Von Elke Spanner

Als ihr Mann noch bei der Marine war, haben sie oft zusammen in Neumühlen am Hafen gesessen und die Schiffe beobachtet. Inzwischen geht Erna Grantz alleine dort spazieren. „Noch“, sagt sie und blickt wehleidig Richtung Elbe. Dann greift die Rentnerin zum Kugelschreiber, der am Stand der Initiative „Rettet das Elbufer“ neben der Unterschriftenliste liegt. Schwarz auf weiß steht kurz darauf geschrieben, daß sie gegen die Bebauung des Holzhafens in Altona ist. Als eine der ersten unterschrieb Erna Grantz vor dem Altonaer Rathaus das Bürgerbegehren, das „Rettet das Elbufer“ gestern offiziell angemeldet hat.

Zwischen dem Fischmarkt und dem Terminal der England-Fähre will der Hamburger Großinvestor Büll & Liedtke ein 55 Meter hohes Haus in Form eines Diamanten errichten. Die Stadt hat sich bereits für das 250-Millionen-Mark-Projekt ausgesprochen. Die AnwohnerInnen indes finden, daß angesichts leerstehenden Büroraumes in Hamburg kein Bedarf für einen weiteren derartigen Komplex besteht. Das Ufer sei „für alle“ und nicht nur für Investoren da, zudem seien bereits heute die Verkehrsprobleme an der Elbe immens.

Um die Bebauung zu verhindern, versucht „Rettet das Elbufer“, eine Abstimmung unter den wahlberechtigten AnwohnerInnen des Bezirkes Altona zu erzwingen. Dafür müssen sich zunächst 5222 BewohnerInnen zu dem Text des Bürgerbegehrens bekennen: „Ich bin dafür, daß die Flächen östlich und westlich des Holzhafens als öffentliche Grün- und Naherholungsfläche mit Promenade hergerichtet werden und der Bezirk Altona sich dafür einsetzt. Ich lehne deshalb den Bebauungsplan-Entwurf Altona Altstadt 21 und die Bebauung des Holzhafen-Geländes mit Bürokomplexen und einem Hochhaus ab.“ Seit gestern ist im Bezirksamt Altona der Entwurf des Bebauungsplanes für die umstrittene Nutzung öffentlich ausgelegt. Kommt bis Mitte April ein Drittel der erforderlichen Unterschriften dagegen zusammen, muß die Stadt für drei Monate die Planung aussetzen.

Ob sie endgültig aufgehalten werden kann, ist jedoch mit Fragezeichen versehen. Denn für die Bebauung des Elbufers ist der Senat zuständig, der Bezirk verantwortet lediglich den Bebauungsplan. Der Senat kann die Entscheidung an sich ziehen – und das bezirkliche Bürgerbegehren ins Leere laufen lassen. Ob der Senat das gegen den erklärten Willen der AnwohnerInnen tut, ist offen. In dem Fall, kündigte „Rettet das Elbufer“ bereits an, „werden wir uns vor dem Verwaltungsgericht wiedersehen“.

Noch verbreiten die Initiatoren indes Zuversicht. Mit ihren Bedenken gegen den geplanten Millionenbau stehen die direkten AnwohnerInnen des Elbufers nicht alleine da. Die Kauffrau Marion Behrens etwa ist gestern eigens aus einem anderen Bezirk nach Altona gekommen, um ihre Unterschirft zu leisten – und um zu erfahren, daß sie als Nicht-BewohnerIn von Altona nicht mitreden darf.

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