: Preisfrage Nummer eins: Woher mit den Samen?
■ Selbstanbau leichtgemacht: Als erstes müssen die Samen bis Anfang April unter die Erde. Doch Eisheilige hin, Erntetermin her: Ohne gutes Saatgut helfen die besten Gärtnertips nichts
Die Zeit drängt: Wer im Herbst üppige Graspflanzen ernten möchte, muß bis spätestens Anfang April Hanfsamen eingepflanzt haben. Doch da fangen die Probleme an: Denn woher mit dem Saatgut? Nach dem Hanfsamenverbot vom Februar letzten Jahres ist es ein bißchen kompliziert geworden, hochgezüchtete Qualitätssamen zu bekommen.
Wenn man nicht gute Verbindungen zu dem örtlichen Growshopbetreiber hat, bleibt immerhin die Möglichkeit, ihm ganz legal als Vogelfutter laufende Samen, zum Beispiel die Marke „Hänfling spezial“, zu erwerben. Solche Mogelpackungen enthalten allerdings nur ziemlich minderwertige Hanfsamen in – gesetzlich zugelassener – „unzählbarer Menge“, die selbstredend nicht für den Anbau bestimmt sind. Besser ist da schon, die Kontakte zu holländischen Freunden zu pflegen.
Dann ist zu entscheiden, wo man die Pflanzen aufziehen möchte. Wir bevorzugen hier die ökologisch korrekte Variante ohne Kunstlicht und unter freiem Himmel – mitten in feuchten Waldarealen, im Garten hinterm Haus oder auf dem eigenen Balkon. Hier ist es am leichtesten und weniger zeitaufwendig, die Pflanzen zu pflegen. Zu bedenken ist weiter, daß nicht alle Samen aufgehen und sich rund die Hälfte der Pflanzen als wertlose Männchen entpuppen werden.
Zuerst schüttet man die Samen aber in ein Glas Wasser. Solche, die nach 24 Stunden nicht untergegangen sind, sollten aussortiert werden – alle anderen werden in kleine, mit Erde gefüllte Töpfe gebettet, anschließend packt man noch eine halben Zentimeter Erde darüber. Es kann auch ruhig Billigerde vom Gartencenter sein. Nach etwa einem Monat, wenn die Pflanzen um die 20 Zentimeter groß sind, sollten sie in größere Behälter umgetopft und ins Freie gestellt werden – wer auf Nummer Sicher gehen möchte, wartet vor dem Aussetzen die Eisheiligen ab.
Beim Umtopfen sollte man sich entweder bessere Erde leisten oder, wenn nötig, den Naturboden etwas lockern und aufbessern. Zum Düngen werden vor allem Kalium und milder Stickstoff gebraucht, Kompost und Regenwürmer tun ihr übriges. Am besten, man holt sich einen Bodentest beim Fachhandel: Der ideale ph- Wert für Hanf liegt bei 6,5 bis 7 – ist der Boden zu sauer, muß er gekalkt werden.
Zwischen dem regelmäßigen Gießen und Pflegen der Pflanzen kann man sich die Zeit mit der Lektüre von T.C. Boyles „Grün ist die Hoffnung“ vertreiben – nur um sich keinen Illusionen hinzugeben. Denn wenn die feingliedrigen Blätter nicht von Schädlingen befallen werden, dann vertrocknen sie bestimmt, wenn man im Urlaub ist – Hanf braucht auch schon ohne Sonne recht viel Feuchtigkeit und liebt einen durchlässigen, aufgelockerten Boden. Ein wenig Phosphor dazu, und die Pflanzen gedeihen fast von alleine.
Heikel wird es, wenn sich nach etwa zwei Monaten die ersten Männchen zeigen – sie können die blütentragenden Weibchen befruchten und damit die schöne Ernte zunichte machen. So oft wie möglich sollte nach Männchen Ausschau gehalten werden, um sie dann kurz und schmerzlos auszurupfen. Während sich bei den Weibchen an den Blüten zierliche Fädchen ausbilden, sind die Männchen mit kleinen, gnubbelartigen Kügelchen bestückt.
Die wirklich heiße Phase geht im August los, wenn die Weibchen zu blühen beginnen. Jetzt muß mindestens alle 14 Tage nach Männchen gespäht werden – stehen die Pflanzen auf dem eigenen Fensterbrett, ist das eh kein Problem. Die Blüten sollten durch den Harz beständig klebriger und fetter werden. Sind deutlich mehr als die Hälfte der Blütenhaare braun gefärbt, kann die Ernte beginnen. Danach müssen die prächtigen Pflanzen noch an einem möglichst dunklen Ort getrocknet werden. Und den Rest kennt ja jeder selber. Toto Weißenfels
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