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Der lange Weg zur Frauenakademie

Seit 1994 bereits soll in Berlin eine Europäische Frauenakademie der Künste gegründet werden. Nun gibt es zwar ein geeignetes Grundstück in Oberschöneweide. Das Problem ist nur: Der Boden ist verseucht  ■ Von Sabine Kalinowski

Gut Ding will Weile haben. Seit 1994 läßt die Umsetzung der in Berlin geplanten Gründung einer Europäischen Frauenakademie der Künste und Wissenschaften auf sich warten. „Über unser Kulturprojekt sind vom Bundeskulturbeauftragten Naumann über Berlins Regierenden Bürgermeister Diepgen bis hin zum Bürgermeister von Köpenick, wo das Projekt entstehen soll, alle begeistert. Doch nun ist es an der Zeit, die schönen Versprechungen einzulösen“, so Gisela Weimann, Vorstandssprecherin vom Förderverein der Akademie.

Für das Vorhaben sollen umfangreiche Archive, die Frauenkunst dokumentieren und seit Jahrzehnten in der ganzen Republik von der Frauenkünstlerinnengemeinschaft Gedok verwaltet werden, in Berlin zusammengefaßt werden. Auch der Verein „Das verborgene Museum“, der mit Erfolg Frauenkunst, die in den Depots der Museen verstaubt, zu neuem Glanz verhilft, sowie das Frauenforschungszentrum FFBIZ mit seinen rund 10.000 Publikationen über die Frauenbewegung, sollen hier ihr Unterkommen finden. „Die Europäische Frauenakademie soll ein Lehr- und Forschungsinstitut werden, an dem auch Professorinnenstellen ausgeschrieben werden können“, sagt Gisela Weimann. Konzerte, Lesungen, Konferenzen und Workshops gehören zum festen Konzept. Eine Bibliothek, eine Galerie, ein Kino und ein Theater sollen das Angebot komplettieren.

Für dieses Mammutprojekt braucht es Platz. Als Domizil für die Europäische Frauenakademie haben sich die Frauen des Fördervereins das ehemalige Kulturhaus des Werks für Fernsehelektronik in Oberschöneweide sowie ein angrenzendes Grundstück ausgesucht. Das Kulturprojekt wäre, neben den Bemühungen in dem einst als „dreckig“ verschrienen Industriestadtteil Oberschöneweide neben Industrie auch Wissenschaft anzusiedeln, für den Bezirk ein Gewinn.

Doch ganz umsonst ist das dennoch nicht zu haben. „Zwar gab es von unserer Seite Überlegungen, eine Teilschenkung des Geländes anzustreben“, erklärt Gisela Weimann. Doch die Eigentümer des WF-Kulturhauses, die Treuhand- Liegenschaftsgesellschaft (TLG) sowie die Pako-Grundstücksverwaltungs- und Handelsgesellschaft, der Eigentümer des angrenzenden Grundstücks, sind davon weit entfernt. „Wir erwarten von den Interessenten der geplanten Frauenakademie bis Juni ein Angebot und sind bis dahin bereit, dieses Grundstück nicht anderweitig anzubieten“, umschreibt Dietmar Kobiella, Geschäftsführer der Pako-Gesellschaft, seine Verhandlungslinie.

Doch selbst das ist nicht ganz so einfach. Zu allem Übel nämlich ist das Gelände zum Teil mit Rückständen kontaminiert, die durch eine frühere Batterienproduktion verursacht wurde. Die Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr übt sich deshalb erst einmal in Zurückhaltung und hat ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. „Jegliche Realisierungspläne für die Frauenakademie haben wir gestoppt, bis das Gutachten vorliegt und über den Zustand des Geländes und den möglichen finanziellen Aufwand Klarheit schafft“, so Thomas Wend, Koordinator für das Sanierungsgebiet Oberschöneweide im Senat. Sollte der Aufwand zu hoch sein, müßten Alternativen gefunden werden. Thomas Wend rechnet mit einem Ergebnis in drei bis vier Wochen.

Unklar ist dabei weiterhin, ob der Käufer oder der Verkäufer des Pako-Geländes für die Sanierung aufkommen müßte. Friedrich Stark von der Arbeitsgemeinschaft der Sanierungsbeauftragten, die die Sanierungsarbeiten vor Ort in Oberschöneweide betreut, will das Projekt der Frauenakademie aber mit allen Mitteln unterstüzen. „Für die Sanierung des Geländes gäbe es Möglichkeiten, aus verschiedenen Töpfen wie Denkmalpflege oder der Lotteriegesellschaft zu erhalten“, sagte Stark. Nur die Kleinigkeit des noch zu verhandelnden Kaufpreises sei Sache des Frauenprojekts.

Die Frauen möchten nun eine Stiftung gründen, die zur Anschaffung von Fördermitteln, auch von der Europäischen Gemeinschaft, dienen soll. „Wenn man sieht, was in anderen europäischen Ländern für die Frauen getan wird, schneidet Deutschland schlecht ab“, so Gisela Weimann. „Dabei gibt es in Berlin eine hohe Konzentration an Künstlerinnen aus den verschiedensten Kulturbereichen, eine ideale Voraussetzung für den Sitz der Europäischen Frauenakademie.“

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