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Buntstift setzt Gewalt in Szene

■ Gewinner des Polizei-Malwettbewerbs für 3.- und 4.-Kläßler gekürt / Resultat des Wettbewerbs: Horrorkatalog von Kinderphantasien

Die Polizei hatte gelockt und 1.779 Schüler waren gefolgt: So viele Bilder von Dritt- und Viertklässlern bekam die Preisjury für den „Malwettbewerb der Polizei“ seit Januar zugeschickt. Gestern wurden die zwölf Gewinner gekürt, die Kunstwerke zu den Themen Laden- und Fahrraddiebstahl, Vandalismus, Brandstiftung durch Kinder und Gewalt geschaffen hatten.

Die „wunderschönen Bilder“ (Pressetext) zeigen einen Horrorkatalog von Kinderphantasien: Zerstörte Telefonzellen wurden mit Buntstift ebenso in Szene gesetzt wie Ladenklau und Schulhof-Schlägerei, brennende Häuser und Radschloß-Knacker. Hunderte von Kindern bevölkerten mittags den Marktplatz, um bei der Verteilung der Hauptpreise dabei zu sein: Die zwölf Schulklassen der Gewinner wurden mit Ausflügen im Polizeibus belohnt. Als Bürgermeister Hartmut Perschau (CDU) und Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) die Tagesausflüge der 12 Gewinnerklassen auslosten, kam Bewegung in den Pulk der Grundschüler. „Der nächste Tagesausflug mit dem Polizeibus geht nach ....“, formulierte Perschau, und je nach Zielort flogen Hände in die Luft, oder blieb die Stimmung eher gelassen. Am besten kam – logisch – der Heidepark Soltau und – huch – der Vogelpark Walsrode bei den Kurzen an. Weniger euphorisch reagierten die Kids auf Fahrten zu den touristischen Highlights Bremerhavens.

Ob im Bus auch Platz für 29 Kinder sei, fragte eine besorgte Lehrerin nach der Auslosung und erntete mißtrauischen Unglauben bei dem Polizei-Kontaktmann. „Die Senatorin hatte eigentlich gesagt, in Bremen gibt es keine Klassen über 25 Schülern.“ Tja, kein Flachs: scheinbar doch. cd

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