Ein Update für die alte Tante SPD

Mit „alex“ chattet die SPD der Jugend hinterher. Der Gründerwettbewerb bietet Raum für kreative Jugendliche und altbekannte Spitzenkandidaten. Momper darf am Wochenende Preise verleihen, die Jugend muß rappen  ■   Von Christoph Rasch

„Hätte Schröder mehr mit Lafontaine gechattet, wäre der vielleicht nicht so schnell abgehauen“, tippt der SPD-Spitzenkandidat in die Tastatur. Kulturkaufhaus Dussmann, Montag letzter Woche. Walter Momper, SPD-Kandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters, managte souverän seinen eigenen MontagsChatroom „Walter kommt“. Er kam, nicht nur virtuell, sondern leibhaftig mit rotem Schal ans Terminal. Dort klönte - chattete - der Spitzenkandidat am Montag letzter Woche und gab intime Geheimnisse preis: „Ich trage weder rote Sokken noch grüne Unterwäsche.“ Die Aktion zog jedoch mehr Journalisten als politikinteressierte Jugendliche an, gerade 15 anonyme Teilnehmer meldeten sich über die Chatline.

Die Macher der Aktion steckten diesmal jedoch nicht in einer findigen Werbeagentur, sondern im Kurt-Schumacher-Haus der SPD im Wedding: das Juso-Jugendprojekt „alex“ ließ Momper auf das publicitywirksame Joggen Eberhard Diepgens reagieren, schließlich ist der Showteil des Wahlkampfs zur nächsten Abgeordnetenhauswahl längst eröffnet. Technikbegeistert, desktopverliebt und mediensicher gab sich Momper auf der „alex“-Homepage, die seitdem noch mehr Chat-Teilnehmer verzeichnet.

Ende November startete das Gründerprojekt „alex“, selbst ein Kind der Bundestagswahlen, mit dem Aufruf an kreative „Jugendliche“ zwischen 16 und 30, ihre Projektideen zwecks professioneller Förderung einzureichen. 21 Vorhaben mit rund 300 Beteiligten wurden schließlich ausgewählt, ihnen gaben die rund 40 „alex“-Mitarbeiter nicht nur inhaltliche, sondern auch materielle Hilfestellung bis hin zum Risikokapital. Einer islamischen Bibliothek, in der man Texte auf deutsch lesen kann, verhalf man zu Räumen in Kreuzberg, einem politischen Jugendmagazin zu einem Schirmherren: Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).

Im Vordergrund stand die Idee, „Jugend in die Politik“ zu holen. „Natürlich war die SPD auch an neuen, jungen Mitgliedern interessiert“, sagt Mitarbeiter Christoph Kamps, „doch vor allem ging es darum, die Partei auf den neuesten Stand zu bringen: Womit beschäftigen sich die Jugendlichen heute?“ Neue Medien spielten eine wichtige Rolle. Auch das Internet-Magazin BerlinProjekt.de - ein elektronischerStadtführer, der seine User auch mit den üblichen Partyterminen updatet - feierte Ende letzter Woche durch die „alex“-Unterstützung seinen Stapellauf.

Doch die Projekte finden nicht nur auf Papier und Bildschirm statt. Als „vollen Erfolg“ etwa wertet Astrid Bemfert, eine der Initiatorinnen des Projekts, die „Lange Nacht der Theater“, die am vergangenen Wochenende im Acud über die Bühne ging. 12 Stunden Kabarett, Improvisationstheater und Live-Musik zogen rund 700 Zuschauer an, „von denen jeder auf seine Kosten kam“, so Bemfert. Bunt soll das Programm von „alex“ sein.

Letzte große Aktion wird ein österlicher HipHop-Battle-Jam am kommenden Samstag werden – „Rap das Osterei“. Der Aktionswettbewerb, der im nächsten Jahr neu aufgelegt werden soll, endet am darauffolgenden Sonntag mit einer Galaveranstaltung. Dort werden die Projekte der Öffentlichkeit vorgestellt und die „kreativsten und sozial engagiertesten“ prämiert. Höhepunkt des Abends ist wiederum – Walter Momper. Nach seiner Laudatio lassen die Jusos ihren Bürgermeisterkandiaten den „goldenen alex“ verleihen. Danach wird es wieder jugendgerecht, mit Party, Bands und DJs.

„Rap das Osterei“ am Samstag ab 18 Uhr in der Linse, Alt-Friedrichsfelde 70 in Lichtenberg. Abschlußgala am Sonntag um 18.30 Uhr im Glashaus der Arena, Eichenstraße 4, in Treptow.