piwik no script img

Studieren, Stillen, Tanzen

■ Ein Leben zwischen Kind und Universität

Als Lukas kam, war die Welt noch in Ordnung. „Ich dachte, ich sitze da und stille vor mich hin“, erinnert sich Claudia Hammerer. Von dieser Phantasie verabschiedete sich die heute 27jährige schnell. Ein Säugling im Seminar, das ging nicht gut. Andere StudentInnen fühlten sich gestört. Claudia konnte sich kaum konzentrieren. Inzwischen ist Lukas fünf Jahre alt. Morgens bringt Claudia ihn in den Kindergarten, geht zur Hamburger Uni, nachmittags holt sie ihn wieder ab.

Als Claudia vor zwei Jahren den Kitaplatz ergatterte, änderte sich ihr Leben radikal: „Das hat mich losgerissen vom Nur-Mutter-Sein. An der Uni bin ich endlich wieder nur Claudia.“ Schwanger wurde die Sport- und Anglistikstudentin schon im ersten Semester. Sie frönte „Parties, Kneipen, Rauchen und Heidewitzka“. Doch so unbeschwert blieb das Leben der angehenden Lehrerin nur kurz. Schon auf einer der Erstsemesterparties schmeckte der Wein nicht mehr so recht, auch beim Rauchen wollte kein Genuß aufkommen. Wenig später war Lukas da, der Vater des Kindes verschwand. Die Uni wurde zur Nebensache. Erst im fünften Semester fand sie eine Tagesmutter für den Sohn, konnte sich ums Studieren kümmern. Dann wurde ihr die Doppelbelastung endgültig zu viel: „Ich konnte weder meiner Mutterrolle noch meinem Studium gerecht werden.“ Claudia wußte nicht mehr, ob sie Lehrerin werden wollte. Ein Hörsturz bereitete diesen Gedanken ein Ende. Inzwischen ist das Leben für Claudia klarer geworden. Jetzt möchte sie ihr Diplom in Sport machen. „Eine dauerhafte Beziehung würde die Familie vielleicht rund machen“, sinniert Claudia. Aber eigentlich steht ihr der Sinn danach, „endlich Geld zu verdienen“. Oliver Steinebach

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen