„Wir können hier ja nicht wie zwei Leptosome rumlaufen“

■ Mit „Mallorca“ startet eine neue Daily-Soap ins Quotenmeer, inklusive Luxusjacht. Am Steuerrad sollen die zukünftigen Tagträume der weiblichen Fans stehen. Die taz sprach mit den Skippern (werktags, 19 Uhr, Pro 7)

Patrick Gräser (29) und Alfonso Losa (28) gehören zu 18 deutschen Schauspielern, die uns ab heute zeigen sollen, was wir alles verpassen, weil wir selbst zu feige sind, um nach Mallorca durchzubrennen. Die beiden spielen zwei Aussteiger, die als Skipper auf einer Jacht arbeiten.

taz: Will man denn je wieder festen Boden unter den Füßen haben, wenn man auf so einem Traumkahn drehen darf?

Patrick Gräser Es ist wirklich ein prima Schiff: 19 Meter lang, zwei Motoren mit je 800 PS ...

Alfonso Losa: Ich privat könnte mit so 'nem Schiff leider wohl nur wenig anfangen, so leicht wie ich seekrank werde. Das ist natürlich ein bißchen paradox bei der Rolle die ich spiele, aber so oft fährt die „Stefanie“ ja noch nicht raus.

Patrick: „Stefanie“ ist der Name der Jacht. Ursprünglich hieß sie mal „Mercedes“, aber der Name paßte nicht zur Handlung.

In der Soap spielt ihr zwei Aussteiger, die als Skipper arbeiten ...

Alfonso: Genau. Der Patrick spielt den Marc Osterkamp, einen netten Weltenbummler, der sich mit Schiffen auskennt. Und ich bin der Thomas Köhler, so ein extrovertierter Fun-Süchtiger. Man hat uns da übrigens ziemlich genau nach Typ besetzt, und es macht mir die Sache natürlich leichter, wenn mein privates Naturell und das meiner Serienfigur sich ähneln.

Ihr spielt ja die Sunnyboys für die Mädels am Bildschirm: Braungebrannt, sportlich, öfter mal das Hemd offen ... Ist das auch eine Besetzung nach „Typ“ oder hättet ihr eure Rollen auch bekommen, wenn ihr weniger durchtrainiert gewesen wärt?

Alfonso: Na ja, mit der Optik ist das wohl so ähnlich wie mit dem Naturell. (grinst)

Patrick: Wir haben sogar ein Badehosen-Casting gemacht. Bei unseren Rollen können wir nun mal nicht wie zwei Leptosome durch die Landschaft laufen. Nennen wir das Kind ruhig beim Namen: „Sex sells“. Soaps werden für ein junges Publikum gemacht, und die Mädels sehen das eben ganz gern, wenn die Jungs auf der Mattscheibe auch ein bißchen was auf den Rippen haben. (lacht)

Alfonso: Die Schale alleine reicht nicht: Wir verkörpern hier Figuren, die für den Zuschauer wirklich lebendig werden sollen. Wir müssen auch ihre Gefühle sichtbar machen, ihren Charakter, ihre Vergangenheit, ihre Beweggründe, Träume, Ängste ...

Ihr seid seit Ende Januar auf Mallorca, dreht an fünf Tagen die Woche acht bis zehn Stunden, und das vielleicht mehrere Jahre lang. – Habt ihr eure Wohnungen in Deutschland aufgegeben?

Alfonso: Meine Wohnung in Hamburg geb' ich nicht her. So eine krieg' ich nie wieder!

Patrick: Ich hab' meine Wohnung natürlich auch behalten. Wo soll ich denn auch sonst meine ganzen Möbel hinstellen?! Irgendwie witzig: Andere Leute flüchten auf die Sonneninsel, und ich verbringe meine Urlaube plötzlich lieber im kalten Deutschland, um die Seele baumeln zu lassen.

Habt ihr eigentlich gelernt mit dieser Jacht umzugehen? Ich meine: Ablegen, Anlegen, Achtern, Backbord ...

Patrick: Wenn ich ehrlich bin: Nicht wirklich. Wir können Knoten machen und ein bißchen beim Anlegen helfen, aber der Rest ist gefaked. Das ist auf so 'nem großen Schiff auch gar nicht so schwer, weil es zwei Steuerstände hat: Während ich vor der Kamera stehe und angestrengt steuere, steht unser wirklicher Skipper am zweiten Steuerstand und fährt die Jacht richtig. So arbeitet man eben beim Film: Alles Illusion!

Alfonso, du hast Gesang studiert. Wirst du in der Serie auch mal singen?

Alfonso: Könnte ich mir durchaus vorstellen. Aber zur Zeit bekomme ich nebenbei noch Sprechunterricht, arbeite an meinem Rollenprofil und versuche, meiner Figur eine starke Persönlichkeit zu geben.

Patrick, du warst über ein Jahr lang der junge Arzt Janosch Steinfeld in der Ex-Sat.1-Soap „Geliebte Schwestern“. Die wurde mangels Quoten kurzfristig eingestellt. Gibst du „Mallorca“ eine längere Haltbarkeitsdauer?

Patrick: Ich hoffe doch! Aber ich muß auch mal sagen, daß ich den „Schwestern“ unheimlich dankbar bin: Das war eine große Chance für mich, so ohne Ausbildung und alles. Als ich dort anfing, war ich gerade frisch diplomierter Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Maschinenbau. Das glaubt ja nun auch keiner, daß aus so einem dann mal'n Schauspieler wird. Aber ich bin schon froh, daß ich den Doktorkittel gegen die Badehose tauschen konnte. Das liegt mir einfach näher. Ich sehe verdammt gute Chancen für „Mallorca“: Die Serie ist anders, sie spielt woanders, das Budget liegt weit über dem von anderen Soaps, die Szenerie ist schöner, jeder Deutsche kennt Mallorca, und die meisten unserer Charaktere sind auch schon etwas älter als die Figuren in anderen Dailys. Wir bieten auch Identifikationsmöglichkeiten für eine etwas ältere Zielgruppe.