: Koloniale Altlasten bewahren
■ Bund für Denkmalerhaltung will Paradeplatz über der Elbe für Askari-Relief aus Lettow-Vorbeck-Kaserne
Ein Denkmal der deutschen Kolonialzeit soll einen Paradeplatz hoch über dem Elbufer erhalten, zumindest wenn es nach dem Bund für Denkmalerhaltung geht. Das Terrakotta-Relief aus der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne zeigt einen deutschen Unteroffizier, der eine Gruppe Askaris – afrikanische Hilfstruppen – führt, sowie afrikanische Träger. Ein Adjutant des Kolonialgenerals hatte es mitten im Zweiten Weltkrieg gestaltet.
Nach Auflösung der Rahlstedter Kaserne ließ der Verein das Denkmal im März für 16.000 Mark abbauen und zwischenlagern. Jetzt soll die Kulturbehörde entscheiden, ob der Exerzierplatz der ehemaligen Kaserne unter Denkmalschutz gestellt wird. Dann würde das Relief dort wieder aufgebaut. Sonst hielte der Verein die Terasse des Schifffahrtsmuseums an der Elbchaussee für einen geeigneten Standort. Dort wäre es von der Elbe und vom Elbwanderweg aus zu sehen. Über den Hafen würde der Bezug zur Kolonialgeschichte hergestellt, glaubt Hans-Joachim Prahl.
„Wir wollen auch nicht gerne, daß es auf einem öffentlichen Platz aufgestellt wird, dann geht es ihm wie vielen anderen Denkmälern in Hamburg, die beschädigt und beschmiert werden“, sagt der Vorsitzende des Bundes für Denkmalerhaltung. Das letzte Wort über den Standort hat die Kulturbehörde, die nach Angaben ihres Sprechers Ingo Mix Wert auf die Erhaltung dieses „Denkmals der problematischen deutschen Kolonialgeschichte“ legt. Prahl ist stolz darauf, daß sein Verein „ein gutes Dutzend“ Denkmäler gereinigt hat, etwa das 76er-Denkmal am Dammtorbahnhof, dessen Soldaten zur Zeit rot-grüne Helme tragen. „Bei uns geht es nicht um die Idee, sondern nur darum, daß man die Denkmäler erhält“, sagt er. Sein Verein habe auch die Gedenktafel zur Deportation der Juden in der Moorweidenstraße von Nazi-Schmierereien gereinigt.
Kritik an der Wehrmacht kann er schlecht vertragen: Die Macher der Wehrmachtsausstellung hätten „als geistige Brandstifter den nachträglichen Kampf gegen deutsches Soldatentum in Marsch“ gesetzt, heißt es auf der Homepage des Vereins.
Gernot Knödler
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