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Fleiß ohne Preis

Keine „hochbezahlten Halbtagsarbeiter“: Kampagne soll Image von LehrerInnen verbessern  ■ Von Judith Weber

Lehrer sein kann weh tun. Von SchülerInnen qua Definition gemieden, haben PädagogInnen auch bei Erwachsenen einen schweren Stand. Sie urlauben zuviel, heißt es. Vom lauen Leben ist die Rede, vom Häuschen in der Toskana und freien Nachmittagen im Garten. Klar, daß diese Häme an den LehrerInnen nicht spurlos vorbeigeht. Viele von ihnen nehmen fehlende Anerkennung „schmerzlich wahr“, weiß Schleswig-Holsteins Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). Mit einer Imagekampagne will sie deshalb das Ansehen der Pädagogen aufpolieren.

Die Aktion „Forum Lehrerbild“ wird von Zeitungsverlagen und einer Versicherung finanziert. Auf Plakatwänden, in Tageszeitungen und mit einer Veranstaltungsreihe in neun Schulen werben sie während des gesamten Monats Juni für ein positives Berufsbild derer, die oft verächtlich „Pauker“ geschimpft werden.

In Wirklichkeit sind LehrerInnen nämlich weder faul noch unfähig. Sie habe bei ihren Schulbesuchen festgestellt, daß sie in der Regel engagiert, pädagogisch und fachlich kompetent ihre Arbeit leisteten, erklärte Erdsiek-Rave. Ilona Wilhelm, Sprecherin der Hamburger Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht das ähnlich: „Die Lehrer geben ihr Bestes“, weiß sie. „Um acht Uhr in die Schule und um zwölf auf den Tennisplatz – dieses Bild von Lehrern wandelt sich langsam.“

Die Schulbehörde ist davon überzeugt, daß das Bild vom Lehrer in der Hamburger Öffentlichkeit „offenbar sehr viel positiver ist als das ihrer schleswig-holsteinischen Kollegen“. Hier „genießen Lehrer einen breiten Rückhalt“ bei Eltern und Schülern, weiß Behördensprecher Andreas Kuschnereit, „und zwar ohne undifferenzierte Schwarzweißmalerei“. Eine Image-Kampagne sei in der Hansestadt daher nicht zwingend notwendig, findet daher auch Ilona Wilhelm. „Aber wenn sich eine Ministerin hinter ihre Beschäftigten stellt, ist das eine gute Sache, die wir auch hier begrüßen würden.“

Ganz uneigennützig ist Erdsiek-Raves Aktion freilich nicht. Lehrer, die sich der Anerkennung in der Öffentlichkeit sicher sind, könnten in ihrem Beruf mehr leisten, als wenn sie als faule und hochbezahlte Halbtagsarbeiter angesehen würden, zeigte sich die Ministerin überzeugt.

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