: CDU gefährdet Untersuchung
■ Parlamentsausschuß zur Kurdenbesetzung des israelischen Konsulats soll Zeugen zunächst nur zu Teilaspekten anhören
Wenn sich die CDU durchsetzt, kann der parlamentarische Untersuchungsausschuß zu den Ereignisse am israelischen Generalkonsulat seine Arbeit einstellen. Die CDU hat beim Landesverfassungsgericht eine einstweilige Anordnung beantragt, daß die von dem Ausschuß geladenen Zeugen zunächst nur zu Teilaspekten vernommen werden dürfen. Die Ausschußmehrheit will dagegen die Zeugen gleich zu allen strittigen Punkten befragen.
Bevor das Gericht in dieser oder der kommenden Woche entscheidet, sollen alle Seiten gehört werden. Der Ausschußvorsitzende Wolfgang Wieland bezeichnete den Antrag der CDU gestern als „Verzögerungsmanöver“, mit dem die Arbeit der Parlamentarier lahmgelegt zu werden drohe. Wieland verwies darauf, daß sich Grüne und CDU bei der Einsetzung des Ausschusses darauf geeinigt hätten, die Zeugen zu allen Fragekomplexen im „Reißverschlußverfahren“ zu hören. Das heißt: An eine von der CDU beantragte Frage knüpft immer eine von der Opposition an und umgekehrt.
Wenn sich die CDU durchsetzte, habe dies zur Folge, daß die Zeugen mehrmals von dem Ausschuß geladen werden müssen, weil sie alle nacheinander immer nur zu einer Frage gehört werden dürften. Dies würde dazu führen, daß der Ausschuß bis zum Ende der Legislaturperiode, wenn seine Arbeit endet, nicht über die Erörterung der Vorgeschichte der Schüsse – sprich: Was dem jeweiligen Zeugen über die Verbringung des PKK-Führers Öcalan in die Türkei bekannt war – hinauskomme.
Unterdessen hat die Innenverwaltung Spekulationen zurückgewiesen, wonach Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU) eine Intrige gegen Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gesponnen habe. Saberschinsky selbst habe seine ausdrückliche Zustimmung gegeben, daß das Tonbandprotokoll eines Telefonats mit Böse den Unterlagen des Ausschusses beigefügt werde. plu/ges
Bericht Seite 22
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen