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Kein Kosovo-Streit in der Schule

■ GSO lud Balkan-Experten Koschnick und Eichwede ein

Aus den Schulen ist das Thema Kosovo kaum noch wegzudenken. Von dem Engagement und Diskussionseifer der Demonstranten, die am Dienstag die Kaisen-Brücke blockiert haben, war allerdings kaum etwas zu spüren, als in der Gesamtschule Ost gestern der Bosnienbeauftragte Hans Koschnik und Prof. Wolfgang Eichwede vom Osteuropa-Institut der Uni Bremen zur Diskussion eingeladen waren.

„Ohne Nato-Einsatz hätte man sich schuldig gemacht, nichts getan zu haben“, erklärte der Osteuropa-Experte Eichwede. Aus ganz persönlichen Gründen, gestand Eichwede, sei er eigentlich dagegen, daß Soldaten der Allianz ein Risiko eingehen: Sein 17jähriger Sohn könnte als Soldat in den Kosovo-Krieg eingezogen werden.

Auch Koschnick ist durch seine Lebensgeschichte engagiert: Koschnicks Vater ist im zweiten Weltkrieg gefallen. Dennoch ist Koschnick einfach nicht gegen die Nato-Strategie: „Nur sagen: Ich bin dagegen! ist keine Antwort. Aber bomben und denken, die Flüchtlinge kommen schon wieder zurück, auch nicht.“ Koschnick ist nach seiner Mostar-Erfahrung durch und durch Diplomat: „Man kann mit fremden Waffen nur eine Waffenruhe erzwingen, nicht Frieden. Frieden bedeutet, den anderen zu akzeptieren.“ Bei den Verhandlungen müsse klar sein, daß es um Menschenleben geht. Beide Seiten müssen zu Eingeständnissen bereit sein: „Es geht nicht an, daß Milosevic Truppen zurückzieht, während die Nato noch bombt.“

Die Ansichten der beiden Balkan-Experten waren so unterschiedlich nicht. Beide betrachteten mißtrauisch die Situation in Rußland, das dortige innenpolitische Intrigenspiel und Milosevics Taktieren mit der Opposition. Im ganzen Balkan-Konflikt aber seien Vertreibungen, Vergewaltigung und Mord immer wieder von Belgrad ausgegangen. Koschnick: „180.000 Menschen wurden vor den Bomben aus dem Kosovo getrieben.“ Kritik hatte er vor allem an der Verhandlungsführung in Dayton und Rambouillet: „Wir hätten mehr tun können. Vieles wurde nicht durchdacht.“

Für die SchülerInnen, die aus verschiedenen Schulzentren im Bremer Osten in die Gesamtschule gekommen waren, war die Initiative von Politik-Lehrer Wolfram Stein eher eine Pflichtveranstaltung. Nach anderthalbstündigen Frontal-Vorträgen konnten sie aufatmend wieder abzischen. Aus der geplanten Diskussion wurde daher nichts, es gab nur drei Nachfragen von Lehrern und eine von einem Schüler. pipe

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