Reps marschieren in Berlins Mitte auf

■ Zum dritten Mal innerhalb von sechs Wochen demonstrierten Rechtsextreme vor dem Brandenburger Tor. Zwei Gegendemos

Den Touristen am Brandenburger Tor bot sich am Samstag ein ungewöhnliches Kontrastprogramm: Auf dem Pariser Platz tanzte für die Tausenden von Gästen des Unicef-Kinderfestes eine Girlie-Gruppe und ein kleiner Elefant. Auf der anderen Seite des Brandenburger Tors versammelten sich die Republikaner zu ihrer „Abschlußkundgebung für die Europawahl“. Die Rechtsextremen waren mit Reisebussen aus der ganzen Republik angereist, um dort des „Volksaufstandes“ am 17. Juni 1953 zu gedenken.

Unter den vom Veranstalter geschätzten 700 bis 1.000 Teilnehmern waren nur wenig kahlrasierte Köpfe: Zur „Demonstration für das Vaterland“ waren Reps jeden Alters in gutbürgerlichem Outfit angereist. Die Polizei machte keine Angaben zu der Teilnehmerzahl. Ein hohes Polizeiaufgebot schirmte sie von Gegendemonstranten, die sich am Sowjetischen Ehrenmal versammelt hatten, ab. Etwa zweihundert Menschen waren dem Aufruf des Bündnisses gegen Rechts gefolgt: „Schluß mit den rechtsextremen Provokationen in Berlin“. Reps und Antifaschisten wurden von der Polizei weit auseinandergehalten, um Auseinandersetzungen zu verhindern. Am Donnerstag waren beide Demonstrationen am Brandenburger Tor von der Polizei zunächst untersagt worden, weil das Unicef-Kinderfest nicht gefährdet werden sollte. Das Verwaltungsgericht hatte am Freitag die Verbote aufgehoben.

Mit der Kundgebung der Reps haben sich zum dritten Mal innerhalb von sechs Wochen Rechtsextreme am Brandenburger Tor versammelt: Allein im Mai fanden dort zwei Kundgebungen der NPD statt – rechte Aufmärsche scheinen am Brandenburger Tor immer mehr zur Normalität zu werden.

Nach der Kundgebung feierten die Republikaner in ihrer Geschäftsstelle in der Villa Garbaty in Pankow. Auch dort wartete Protest auf sie: Über dreißig linke Gruppen beteiligten sich an einer Demonstration des Antifaschistischen Aktionsbündnisses unter dem Motto „Kein Raum für Faschisten! Keine rechtsextremen Parteien in das Europaparlament!“ Wieder sorgte die Polizei dafür, daß es zu keiner Eskalation mit den Republikanern kam: Der Demonstrationszug durfte nicht bis zur Villa ziehen. Die Veranstalter waren dennoch zufrieden: „Wir wollten es nicht darauf anlegen, zur Villa vorzudringen. Unser Ziel ist es vielmehr, ein Signal gegen die Reps zu setzen“, erklärte Klaus Lederer vom Antifaschistischen Aktionsbündnis. Gegen die Geschäftstelle der Reps in der ehemaligen Villa des jüdischen Zigarettenfabrikanten Garbaty engagiert sich das Aktionsbündnis seit Ende vergangenen Jahres.

Der Demonstrationszug, der am U-Bahnhof Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg am frühen Nachmittag startete, bestand zunächst hauptsächlich aus jungen Leuten. Als sie Pankow erreichten, schlossen sich auch ältere Leute an, die gegen die zunehmende Präsenz von Rechtsextremen in Pankow protestieren wollten.

Angesichts des strömenden Regens während der Demonstration war das Aktionsbündnis mit der geschätzten Zahl von etwa 500 Teilnehmern zufrieden. Voller Genugtuung stelle Klaus Lederer fest, daß auch das Gartenfest der Republikaner ins Wasser gefallen war. Julia Weidenbach