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■ Riester auf hoher See

Wenn Sie in Physik schlecht waren, hat es keinen Sinn, an dieser Stelle weiterzulesen. Ansonsten aber wissen Sie, daß es gar nicht so einfach ist, Ihrem Neffen zu erklären, was eine Welle ist.

 „Wellen“, so schreibt der Brockhaus von 1898, „sind regelmäßige Bewegungen, die dadurch entstehen, daß sich die Teilchen eines Körpers in Schwingungen befinden, deren Phase sich von Teilchen zu Teilchen regelmäßig ändert. Wellen entstehen in tropfbaren Flüssigkeiten durch eine abwechselnde Hebung und Senkung ...“. Wenn Sozialminister Riester das gewußt hätte, dann hätte er die Finger gelassen von 630-Mark-Jobs und Rentenreform.

 Die Wellen hat Riester nicht berücksichtigt. Dabei ist nicht die Rede von der Kardanwelle (Riester ist Metaller!) , nicht von der Sexwelle, der Dauerwelle (Ihrer Jugendsünde) , nicht von Westerwelle und nicht von der Pleitewelle, die auf die Existenzgründerwelle folgt wie die Grippewelle auf die Kältewelle. Damit wird Riester fertig.

 Die Rede ist vielmehr von der Wutwelle, die durch Deutschland rast. Nicht zum erstenmal, seitdem der Metaller am Ruder der Sozialpolitik sitzt. Schon bei der Neuregelung der 630-Mark-Jobs reportierte das Wellenfachblatt Bild, daß eine „Wutwelle durch Deutschlands Branchen“ tobe, weil Riester es gewagt habe, die Abgabenfreiheit der Hinzuverdiener einzuschränken.„Zwangsrente!“ titelte die Bild-Zeitung nun gestern. „Auf Bonn rast eine neue Wutwelle zu.“

 Deutschland, deine Wellen! Fühlt es sich nicht gut an, wenn wir alle solcherart wieder zurückkehren in den Schoß des Meeres, der Mutter Natur? Wellen sind stärker als alle Vernunft, Wellen lullen uns ein, Wellen der Entrüstung spülen alles Schlechte fort. Alles Trockene, irgendwie Unnatürliche ... so wie die Sozialpolitik eben. Die wird immer komplizierter. Sieht man an der Rente, bei den 630-Mark-Jobs. Wer zahlt für wen und vor allem wofür? Sie blicken nicht mehr durch? Ist schon okay. Dafür sind Wellen da. Vergessen Sie, wie schlecht Sie früher in Physik waren. Lassen Sie sich mitreißen. Die nächste Welle kommt bestimmt. Barbara Dribbusch

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