: „Bremer Störche bauen in Bremen“
■ Der BUND soll den Naturschutz in der „Ochtumniederung bei Brokhuchting“ überwachen
In dem rauhen politischen Alltag gibt es auch beschauliche Termine. Zu einem solchen trafen sich Umweltsenatorin Christine Wischer und der Geschäftsführer des BUND, Joachim Seitz, im neuen Naturschutzgebiet Brokhuchting zur feierlichen Unterzeichnung des Betreuungsvertrags. Die neue Hochglanzbroschüre der Umweltbehörde über die Naturschutzgebiete und die Naturschutzarbeit war fertig und konnte verteilt werden, die Aussicht von dem Beobachtungshügel war gut, einige der Begleiter bei dem feierlichen Akt hatten Ferngläser mitgebracht. Ein Eldorado mit einer reichhaltigen, und zum Teil auch selten gewordenen Flora und Fauna hat sich seit der Verlegung der Ochtum und ihrer Renaturierung in den letzten zehn Jahren dort entwickelt. Jetzt standen Joachim Seitz und Tine Wischer auf dem Beobachtungshügel und freuten sich. Die Umweltsenatorin beobachtete in der Ferne die Störche und witzelte: „Bremer Störche bauen für Bremen.“ Sie spielte damit auf das geplante Bebauungsgebiet an. Ihre Naturschutzabteilung wie auch der BUND hatten sich bis zuletzt gegen die Bebauung der Ochtumniederung mit etwa 400 Wohneinheiten ausgesprochen.
Die Errichtung des neuen Stadtteils bereitet dem BUND große Sorgen: „Die Praxis zeigt, daß es sehr schwer ist, Gefahren auszuschließen“, sagte Seitz. Einige Gefahren sind bereits jetzt klar: „Immerhin wird mit der Zurücknahme des Landschaftsschutzes das Überschwemmungsgebiet der renaturierten Ochtum vernichtet“, erläutert er. Ebenso werde die Pufferzone für die Ochtumniederung verloren, da die Menschen zur Erholung demnächst in das nahe Naturschutzgebiet ausweichen würden.
„Alternativen zur Bebauung von Brokhuchting hat es im Bremer Süden auch gegeben“, wirft Linde Warnken von der SPD-Seehausen ein. In der Nähe der Stromer Landstraße wünsche man sich seit längerem ein neues Siedlungsgebiet. Es gäbe dort bereits eine Grundschule und eine Anbindung durch einen Linienbus.
Lisa Wargalla von den Grünen sprach sich nach wie vor eindeutig gegen das Baugebiet Brokhuchting aus: „Ich will das nicht verwirklicht sehen.“ Auch der BUND bedauert die geplante Bebauung. „Aber in der Summe sind wir zufrieden. Der dauerhafte Schutz der Arten ist gesichert“, freut ich dennoch Michael Schirmer, zweiter Sprecher des Naturschutzbundes. Die politische Mehrheit in der Bürgerschaft habe entschieden und das müsse man akzeptieren.
Das neue Naturschutzgebiet soll als „Erlebnisraum“ für die Menschen geöffnet werden. Geplant sind der Ausbau der Wanderwege und die Errichtung eines Beobachtungsturmes. Ein konkretes Konzept gibt es hierfür aber noch nicht. Sicher ist nur eins: Der BUND will die notwendigen landschaftschaftspflegerischen Maßnahmen mit dem Artenschutz in Einklang bringen, versichert Martin Rode vom BUND. Für seine Arbeit an der „Ochtumniederung bei Brockhuchting“ erhält der BUND von der Umweltbehörde 80.000 Mark pro Jahr und eine Erstausstattungs-pauschale für die Einrichtung eines Projektbüros. cer
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