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Die Sonne geht im Süden auf

■ Transparenz auf dem Dach und neue Perspektiven für Solararchitekten: Ab 1. Juli will die Firma sunways GmbH in Konstanz lichtdurchlässige Solarzellen herstellen

Der Phantasie von Planern und Architekten seien bei der Fassadenintegration von Solaranlagen „keinerlei Grenzen mehr gesetzt“, freut sich Roland Burkhard, technischer Geschäftsführer der Firma sunways. „Wir werden der Photovoltaik neue Märkte öffnen“, hofft er. Der Grund zu diesem Optimismus liegt in der Entwickung einer neuen Solarzelle, die ab 1. Juli in Konstanz produziert wird. Ein neuartiges Strukturierungsverfahren macht die Zellen transparent: In die Siliziumfläche werden beidseitig – um 90 Grad versetzt – winzige Rillen gefräst, die an den Kreuzungspunkten mikroskopisch kleine Löcher entstehen lassen. Da die Rillen im Produktionsprozeß variabel gestaltet werden können, kann die Transparenz individuell zwischen 0 und 30 Prozent gewählt werden. Der Wirkungsgrad einer Zelle mit 20prozentiger Transparenz liegt nach Firmenangaben bei etwa zehn Prozent und damit im Bereich herkömmlicher Solarzellen.

Die patentierte „Power-Solarzelle“ ist eine Erfindung der Fakultät für Physik der Universität Konstanz; sie wurde 1998 mit dem Innovationspreis des Technologiezentrums Konstanz ausgezeichnet. Die Jury des renommierten „iF Design Ecology Award 1999“ wählte sunways als erstes Unternehmen im Bereich Solartechnik in die Top 3. Produktion und Markteinführung der transparenten Zelle werden von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH (MBG) mit zwei Millionen Mark unterstützt.

Den Markt sieht die Herstellerfirma sunways in erster Linie in Fassaden, Beschattungseinrichtungen, Wintergärten und Dachfenstern. Damit bietet sie Architekten völlig neue Möglichkeiten, zumal die Zellen auch in verschiedenen Farben geliefert werden. Allein Glasschiebedächer von Autos könnten ein Marktvolumen von 120 Millionen Mark jährlich erreichen, schätzt das Unternehmen.

Außerdem denkt man in Konstanz darüber nach, die „Power-Solarzelle“ als bifaciale Variante herauszubringen, also als Zelle, deren beide Seiten für die Stromerzeugung genutzt werden können. „Diese Zelle kommt zum Beispiel für Schallschutzwände in Frage“, sagt Unternehmenssprecher Uwe Rosentreter.

Das Konstanzer Unternehmen ist seit 1996 als Großhändler für Photovoltaik-Module bundesweit auf dem Markt und hat sich in den vergangenen Jahren mit der Entwicklung einer Wechselrichtergeneration in Kooperation mit der Fachhochschule Konstanz einen Namen gemacht. Die ersten transparenten Power-Solarzellen sollen zum Jahresende 1999 lieferbar sein. Bernward Janzing

Foto: sunways

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