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Neue Gewalt schwedischer Neonazis

■ Im Auto eines Stockholmer Journalistenpaares, das sich auf die rechtsradikale Szene spezialisiert hat, explodiert eine Bombe

Stockholm (taz) – Wenige Wochen nach einem Bankraub mit einem Mord an zwei Polizisten haben mutmaßliche schwedische Neonazis eine neue Gewalttat verübt. Eine am Montag im Stockholmer Vorort Nacka exlodierte Bombe im Auto eines Journalisten geht nach bisherigen Erkenntnissen auf das Konto von Neonazis. Bisher hatten die Rechtsradikalen Journalisten nur mit Drohungen einzuschüchtern versucht. Nur durch Zufall überlebten der Journalist und sein mit im Auto sitzender achtjähriger Sohn. Als der Journalist den Zündschlüssel umdrehte und damit die Bombe zündete, öffnete sein Sohn gerade die nicht richtig verschlossene Beifahrertür, um sie erneut zu schließen. Die offene Tür milderte den Explosionsdruck. Von ihrer Konstruktion her war die Bombe geeignet, die Fahrzeuginsassen zu töten. Die Polizei ermittelt wegen Mordversuchs.

Neben dem Journalisten, der unter dem Pseudonym „Peter Karlsson“ für die antifaschistische Zeitschrift Expo und für Tageszeitungen wie Dagens Nyheter und Aftonbladet schreibt, war offenbar auch seines Frau Ziel des Anschlags. Die Journalistin mit dem Pseudonym „Katarina Larsson“ schreibt ebenfalls über Rechtsextremismus. In den letzten Monaten waren die Drohungen aus der rechten Szene gegen das Paar so massiv, daß es den Wohnort wechselte und ein polizeiliches „Schutzpaket“ erhielt. Neben Anonymität in allen öffentlichen Dateien umfaßte es einen mobilen Polizeialarm und direkte Überwachung. Nur 30 Personen haben in Schweden solchen Schutz.

Der im Internet zu findende Nachrichtenbrief Schwedische Widerstandsbewegung gibt mögliche Hinweise auf die Motive des Anschlags. Dort wird Stimmung gegen diese „schwedenfeindlichen“ Journalisten gemacht, nachdem diese kürzlich berichtet hatten, daß über 200 Neonazis derzeit in der schwedischen Armee an Waffen ausgebildet würden. Die Journalisten kritisierten, daß bekannt Rechtsradikale nicht vom Waffendienst ausgeschlossen würden. Auch unaufgeklärte Waffendiebstähle aus Militärdepots wurden erwähnt.

Die Recherchen bedrohten auch für den Geldnachschub der braunen Szene. Vor einigen Wochen hatte „Peter Karlsson“ eine Analyse der hinter der White Power-Musik stehenden Personen und Organisationen veröffentlicht, die aus Schweden und Dänemark Europas Neonazi-Szene mit rassistischen Musik-CDs versorgt. Der Anschlag wirft die Frage auf, ob die Behörden die Bedrohung von rechts ernst genug nehmen. Was nütze ein polizeiliches „Sicherheitspaket“, fragt Aftonbladet, wenn nicht einmal der Einbau einer Bombe in den Wagen des Bedrohten verhindert werden könne? Der Chef der Sicherheitspolizei bezeichnete Rechtsradikale als mögliche Bedrohung für einzelne, aber nicht für das Land. Die Zeitung Dagens Nyheter widersprach: „Journalisten werden nicht als Einzelpersonen wahrgenommen, sondern als Repräsentanten der demokratischen Gesellschaftsordnung.“ Reinhard Wolff

Die Journalisten berichten, daß über 200 Neonazis in der schwedischen Armee an der Waffe ausgebildet werden

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