Feldjäger schützen die Rekruten

■  Etwa 1.000 Menschen demonstrierten gestern bei teils strömendem Regen gegen das Bundeswehrgelöbnis. Schon während der Demonstration gab es sieben Festnahmen

„Mörder, Mörder, Mörder“, schallte es gestern nachmittag durch den Tiergarten. Je näher sich der Demozug unter dem Motto „Deutschland wiedergutgelobt“ dem Bendlerblock näherte, desto lauter wurden die Rufe.

Bei zum Teil strömendem Regen waren etwa 1.000 Menschen dem Aufruf der Kampagne gegen Wehrpflicht und weiterer Organsiationen zum Protest gegen das öffentliche Gelöbnis von 432 Bundeswehrrekruten gefolgt. Neben Polizisten säumten auch Feldjäger den Straßenrand. „Es ist doch Scheiße, daß das Gelände so weiträumig abgesperrt ist, da hört uns doch keiner“, sagte ein 16jähriger Schüler aus Pankow. Dabei hatte das Gelöbnis im Bendlerblock, wo vor 55 Jahren die Widerstandskämpfer hingerichtet wurden, die am 20. Juli versucht hatten, ein Attentat auf Hitler zu verüben, noch gar nicht angefangen.

Schon Stunden vor dem Gelöbnis um 18 Uhr war die Gedenkstätte in der Stauffenbergstraße weiträumig abgesperrt. Dennoch kam es auch in unmittelbarer Nähe des Gelöbnisses zu Protesten. Nach Angaben eines Sprechers des „Bündnisses Gelöbnix“ wurde aus einer Wohnung an der Sigismundstraße ein Plakat mit der Aufschrift „Soldaten sind Mörder“ gehängt. Die Polizei habe daraufhin die Wohnung gestürmt.

Weitgehend friedlich zog die Demo vom U-Bahnhof Kurfürstenstraße los, wo sich hinter dem Transparent „Krieg ist Friede, Unwissenheit ist Stärke, Sozialdemokratie ist Friede“ zunächst nur einige wenige hundert Demonstranten eingefunden hatten. „Es ist doch beschämend, daß wir weniger sind, als die Soldaten, die vereidigt werden“, sagte der Moderator, der Kabarettist Dr. Seltsam. Erst im Laufe des Nachmittags wuchs der Demozug auf etwa 1.000 Teilnehmer an.

Zu einer Rangelei kam es am Lützowplatz, wo die Polizei in die Demo stürmte und sieben Personen wegen Widerstands und Mitführens verbotener Gegenstände wie Tränengas festnahm. „Hallo Polizei, ihr habt unseren Chef festgenommen“, dröhnte es prompt vom Lautsprecherwagen. Denn die Polizei hatte im Übereifer Ralf Siemens von der Kampagne gegen Wehrpflicht – den Anmelder der Demo – einkassiert. „Die sind ziemlich brutal vorgegangen und haben mir die Brille ins Gesicht gedrückt“, sagt Siemens später, der schnell wieder freigelassen wurde.

Elisa Rhode, bündnisgrüne Jugendstadträtin von Tiergarten, rief die Demonstranten zur Ruhe auf. Sie war die einzige prominente Grüne, die auf der Demo zu sehen war. Die Grünen hatten noch im vergangenen Jahr zu den Protesten gegen öffentliche Gelöbnisse mit aufgerufen.

Bei Redaktionsschluß um 18.40 Uhr stürmte die Polizei in die Demonstration und enterte den Lautsprecherwagen, aus dem zuvor lautstarkes Sirenengeheul zu hören war. Sabine am Orde