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Schwabensessel für die Preußenhintern

■  Nicht nur beim Tempo hakt es, sondern auch beim Nachschub. Nun sollen gebrauchte Klappsessel aus Stuttgart ins Olympiastadion

Suchet, so werdet ihr finden. Zumindest Jürgen Klemann hat sich als Christdemokrat in diesem Sinne als bibelfest erwiesen. Gestern verkündete der Bausenator, daß er die Probleme beim Nachschub von Klappsesseln und Schalensitzen im Oympiastadion fest im Griff habe.

Fündig wurde der Bausenator unter anderem bei der Berliner Sitach. Nachdem die Firma Maier, einer von zwei Betrieben, die den Auftrag zum Einbau von je 18.000 Klappsesseln bekommen hatten, am Donnerstag verkündet hatte, wegen Lieferschwierigkeiten nur 7.000 einbauen zu können, soll die Berliner Firma nun für die Montage der restlichen 11.000 sorgen. Eingebaut werden allerdings keine Klappsessel, die man bei einer späteren Sanierung des Stadions wiederverwenden kann, sondern Schalensitze. Die Kosten von 37 Mark pro Schalensitz will Klemann der vertragsbrüchig gewordenen Firma in Rechnung stellen.

Doch nicht nur bei der Firma Maier hatte es Engpässe gegeben, sondern auch bei der Firma Stoll, die ebenfalls einen Auftrag für 18.000 Klappsessel bekommen hatte. Aber auch hier konnte der Bausenator Entwarnung geben. „Die 3.000 Sessel, die hier fehlten“, freute sich Klemann, „werden von der Firma Stoll aus der Tennisanlage Stuttgart-Weißenhof ausgebaut, nach Berlin geschafft und vorübergehend im Olympiastadion eingebaut.“

Klemann wehrte zugleich alle Vorwürfe zurück, die Bauverwaltung hätte zu spät gehandelt. Am 22. Juni habe er im Senat grünes Licht für den unbürokratischen Einbau der Sitze bekommen und nach verschiedenen Preisvergleichen die beiden Firmen Maier und Stoll beauftragt. Ausschlaggebend sei hier auch ein Plazet der Denkmalpflege gewesen. Daß die Firmen in Schwierigkeiten gekommen seien, liege nicht in seiner Verantwortung, so Klemann.

Bis zum Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Famagusta (Zypern) oder Bratislava müssen laut Verfügung des europäischen Fußballverbands Uefa 36.000 neue Sitzplätze im Olympiastadion eingebaut sein, damit Hertha vor einer Kulisse von 50.000 Zuschauern spielen kann. Diese Ausnahmegenehmigung gilt nur bis September. Danach müssen alle 76.000 Plätze des Stadions ausgetauscht sein.

Daß die 36.000 Sessel und Sitze bis zum 11. August tatsächlich eingebaut sind, gilt laut Klemann als sicher. Das weitaus größere Problem sei es gewesen, das Material zu beschaffen.

Um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden, gab der braungebrannte Klemann, der erst am Mittwoch aus seinem Kanada-Urlaub zurückgekehrt war, den Bauarbeitern unterdessen den Rat, keine Holzbänke abzureißen, die nicht sogleich mit neuen Sesseln bestückt werden. Immerhin erwarte Hertha zum Bundesligaauftakt am 15. August gegen Hansa Rostock ein volles Haus – auf Klappsesseln, Schalensitzen und Holzbänken. Uwe Rada

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