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Spielplätze als Geldquelle angezapft

■ Das Bremer Sozialressort will Spielflächen im Wert von elf Millionen Mark verkaufen / Dieses Konzept gab es schon vor der Wahl, jetzt taucht es wieder auf/ Ortsämter und Beiräte sind auf Krawall gebürstet

Über den städtischen Spielplätzen braut sich ein Sturm zusammen: Mehr als zehn der 280 Bremer Spielflächen sollen in den kommenden Monaten an Bauunternehmen verkauft werden. Dadurch kann Jugendsenatorin Hilde Adolf (SPD) insgesamt elf Millionen Mark erwirtschaften – eine Summe, die das gebeutelte Sozialressort gut gebrauchen könnte. Die Liste der anvisierten Objekte ist derzeit noch ein wohlgehütetes Geheimnis. Dennoch ist klar: Viel Begeisterung wird das Konzept in den Stadtteilen nicht ernten.

Bereits im Oktober letzten Jahres hatte die senatorische Behörde mit ähnlichen Absichten für Unruhe gesorgt. Damals sollte durch Veräußerung einzelner Spielplätze ein Fünf-Millionen-Loch im Haushalt des Sozialressorts gestopft werden, wie der für die Finanzen zuständige Abteilungsleiter Heino Heinken jetzt bestätigt. Massive Proteste von Seiten der Beiräte zwangen die Planer jedoch, ihr Konzept wieder in der Schublade verschwinden zu lassen. Vom Tisch war die Verkaufs-Idee damit aber noch nicht.

Wie sich jetzt zeigt, hat die Behörde ihre Konzeption in der Folgezeit überarbeitet. Unter Federführung des zuständigen Referenten Heinz Küpper wurden sämtliche Spielflächen in Bremen ausgewertet – und zwar nicht nur ausgewiesene Spielplätze, sondern auch KTH-Außenflächen, Schulhöfe und andere Aktionsräume. Dabei stellte Küpper fest: Abhängig von der Kinderzahl im jeweiligen Stadtteil „sind einige Bereiche überausgestattet.“ Hochaktuell sei also die Absicht, bestimmte Spielplätze zu streichen. Welche Flächen konkret dran glauben müssen, möchte er aber nicht preisgeben.

Dass der Spielplatz am Buntentorsteinweg mit auf der roten Liste steht, gilt im Ortsamt Neustadt als sicher. „Da ist die Brechstange schon seit drei Jahren drin“, weiß der Amtsleiter Klaus-Peter Fischer. Angesichts des drohenden Verkaufs kündigt er an: „Wir werden um jeden Spielplatz ringen. Freiwillig geben wir nichts auf.“ Ähnlich allergisch reagiert auch Manfred Polzin vom „Bremer Forum SpielRäume“. „Wenn schon verkauft werden muss, dann sollte das Geld wenigstens zur Förderung anderer Spielflächen wiederverwendet werden“, sagt der Dozent für Spiel- und Sportpädagogik. Er fürchtet aber, dass der Großteil der Einnahmen doch nur wieder zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet wird.

Ganz falsch liegt Polzin mit seiner Vermutung nicht: Nach vorläufigen Zahlen seien nur 20 Prozent der Verkaufs-Erlöse für die Reparatur anderer Kinderflächen vorgesehen, berichtet der Finanzplaner Heino Heinken. Außerdem gibt er zu, dass auch im diesjährigen Haushalt des Sozialressorts noch eine Lücke von einer Million Mark klafft. Die sei mit den angestrebten Einnahmen problemlos zu schließen. Mit den Restbeträgen soll die per Koalitionsvertrag geplante „Bremer Stiftung für die Jugend“ teilfinanziert werden. Dadurch erhoffen sich SPD und CDU eine flexiblere Gestaltung der abgehärmten Jugendarbeit.

Bevor die ersten Bagger auf den Spielplätzen anrollen, soll das überarbeitete Verkaufskonzept aber mit den Beiräten diskutiert werden. „Vorher ist Öffentlich-keitsarbeit noch nicht sinnvoll“, findet Chefplaner Heinz Küpper. Den Spielplätzen steht damit noch eine letzte Gnadenfrist aus – dabei gab es die aktuellen Papiere schon vor der Bürgerschaftswahl. tin

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