: „Es wird wieder gestorben werden müssen“
„Rassenhygiene“ nach Art der Ärzteschaft: Die deutsche Psychiatrie wurde von den Nazis nicht mißbraucht, sie brauchte die Nazis. Das Morden wurde auch nach Kriegsende fortgesetzt ■ Von Ernst Klee
1940/41 werden in insgesamt sechs Vergasungsanstalten 70.273 Menschen ermordet. Das Gas liefern die IG Farben Ludwigshafen. Das Zahngold der Ermordeten bekommt die Degussa. Die Gehirne verarbeiten das Kaiser-Wilhelm-Institut für Gehirnforschung in Berlin und das Kaiser-Wilhelm-Institut in München (beide heute Max-Planck-Institute). Den Gasmord organisiert eine Zentralstelle in der Berliner Tiergartenstraße 4 (kurz T4 genannt). Im August 1941 verordnet Hitler einen Vergasungsstopp. Dennoch wird weiter gemordet: mit Medikamenten, mittels Hunger, im Einzelfall per Elektroschock. Ein weltweit einmaliges Verbrechen: Psychiater versuchen, ihre Kranken auszurotten.
Die deutsche Psychiatrie brauchte die Nazis
Zwischen 1933 und 1945 geschieht nichts, was Psychiater nicht schon lange vor den Nazis gefordert hatten. Emil Kraepelin etwa schreibt 1918: „Ein unumschränkter Herrscher, der ... rücksichtslos in die Lebensgewohnheiten der Menschen einzugreifen vermöchte, würde im Laufe weniger Jahrzehnte bestimmt eine Abnahme des Irreseins erreichen können.“
Hermann Simon, Anstaltsleiter in Gütersloh, definiert 1931 den Personenkreis angeblich Minderwertiger als Körperschwache, Kränkliche, Schwächliche, Schwachsinnige, Krüppel, Geisteskranke. Er kommt zu dem Schluss: „Es wird wieder gestorben werden müssen.“ Und Ernst Rüdin schreibt 1934: „Der Psychiater muss sich mit den Gesunden gegen Erbkranke verbünden. ... Dem hohen Zuchtziel einer erbgesunden, begabten, hochwertigen Rasse muss der Psychiater dienstbar sein.“
Rüdin, der die Zwangssterilisierung als die „humanste Tat der Menschheit“ bezeichnete, sagt 1934 über Hitler: „Die Bedeutung der Rassenhygiene ist in Deutschland erst durch das politische Werk Adolf Hitlers allen aufgeweckten Deutschen offenbar geworden, und erst durch ihn wurde endlich unser mehr als dreißigjähriger Traum zur Wirklichkeit, Rassenhygiene in die Tat umsetzen zu können.“ Die deutsche Psychiatrie wurde von den Nazis nicht missbraucht, sie brauchte die Nazis.
Psychiater diffamierten ihre Patienten aus Schwäche, denn sie kannten weder Therapie noch Heilung. Sie beseitigten zuerst jene, die ihnen ihr Unvermögen vor Augen führten: die chronisch Kranken, die sogenannten Unheilbaren. Der nahezu unaussprechliche Höhepunkt deutscher Psychiatriegeschichte: Sie sagten „behandeln“, wenn sie mordeten.
Es gibt keinen Psychiater, der dem Massenmord Widerstand leistete. Im Gegenteil: Direktoren der württembergischen Anstalten besichtigten die Vergasungsanstalt Grafeneck, die Vergasung ihrer Patienten inklusive. In der bayerischen Diakonie-Anstalt Neuendettelsau meldet Rektor Lauerer Patienten nach, weil sie als Hilfskräfte für die Hausarbeit nicht in Betracht kommen. Die westfälische Heilerziehungsanstalt Wittekingshof bittet die Generalstaatsanwaltschaft Hamm, schwierige Patienten in ein Arbeitslager, sprich: KZ, einzuweisen.
Die Vernichtung der Unheilbaren versetzte die Beteiligten, so T4-Psychiater Prof. Friedrich Panse, in „eine berauschende Gehobenheit“. Prof. Paul Nitsche, psychiatrischer Leiter beim Massenmord: „Es ist doch herrlich, wenn wir in den Anstalten den Ballast los werden und nun wirklich richtige Therapie treiben können.“ Richtige Therapie, das hieß: Cardiazol-Schocks, Insulin-Schocks, Elektro-Schocks.
„Ballastexistenzen“ dienen als menschliche Versuchskaninchen
Der Massenmord wurde nicht nur als einmalige Gelegenheit genutzt, die „Ballastexistenzen“ loszuwerden, die „Lebensunwerten“ dienten auch als menschliche Versuchskaninchen: In den Wittenauer Heilstätten werden behinderte Kinder zu Versuchszwecken künstlich mit Tuberkulose angesteckt. Gleiches geschieht in der bayerischen Anstalt Kaufbeuren. Erhalten sind Fotos der Kinder, die sie nackt in ihrer Angst zeigen. Dr. Georg Hensel, verantwortlich für die tödlichen Versuche, schreibt schon 1940 in seiner Habilschrift: „Da mit dieser Art der Schutzimpfung beim Menschen ein Neuland betreten wurde, erscheint es selbstverständlich, daß für die Vakzination (Impfung von lebenden Krankheitserregern, d.Red.) vorläufig nur Säuglinge in Frage kommen, die schwere körperliche und geistige Missbildung aufweisen und deren Lebenserhaltung für die Nation keinen Vorteil bedeutet.“
Die Anstalt Brandenburg-Görden war die zentrale Mordstätte für behinderte Kinder. Hier wurden deutsche Ärzte zu Kindermördern ausgebildet, hier sterben Kinder für Doktorarbeiten und wissenschaftliche Karrieren.
Zentraler Verwerter der Morde ist Julius Hallervorden. Er ist im Herbst 1940 bei der Vergasung ausgewählter Kinder anwesend, um am Tatort die Gehirne herauszuschneiden. Hallervordens Hirnforschung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Am 8. Dezember 1942 meldet er der DFG, dass er „im Laufe dieses Sommers 500 Gehirne von Schwachsinningen selbst sezieren“ konnte. Nach dem Kriege schwärmt er: „Es war wunderbares Material unter diesen Gehirnen, Schwachsinnige, Missbildungen und frühe Kinderkrankheiten.“ Hallervorden ist nach 1945 Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Hirnforschung. Hans Heinze, der Direktor der Brandburger Mordanstalt, wird Leiter der Jugendpsychiatrie im niedersächsischen Wunstorf.
In der oberschlesischen Anstalt Lubliniec werden Kinder und Jugendliche nach ihrer sozialen Brauchbarkeit selektiert und mit Luminal getötet. Gehirne und Rückenmark werden an Prof. Viktor von Weizsäcker, Neurologisches Forschungsinstitut Breslau, geschickt. Die Jugendpsychiaterin Elisabeth Hecker dazu: „Ich darf wohl nur andeutungsweise darauf hinweisen, welch gut untersuchtes Material auf der Pflegestation zusammenkommt, wenn nach dem Tode der Kinder das Gehirn durch das neurologische Forschungsinstitut in Breslau untersucht wird. Prof. von Weizsäcker hat sich entgegenkommenderweise bereit erklärt, diese hirnpathologischen Untersuchungen machen zu lassen.“ Elisabeth Hecker gilt als Begründerin der Westfälischen Klinik für Jugendpsychiatrie in Hamm. Von ihr stammt der Satz: „Ein Tag ohne Goethe ist ein verlorener Tag.“
Auch die Pharma-Industrie profitiert von den Experimenten
Die Pharma-Industrie nutzt die Gelegenheit. Die IG Farben Höchst kooperiert mit der hessischen Anstalt Eichberg, um Präparate im Menschenversuch zu erproben. In der bayerischen Anstalt Günzburg befindet sich ein eigenes Versuchslabor der IG Farben Ludwigshafen. Die Anstalt stellt Räume und „Krankenmaterial“ zur Verfügung. Der Hygieniker Gerhard Rose vom Robert-Koch-Institut kooperiert wiederum mit Bayer-Leverkusen. Kennzeichen dieser Versuche ist, daß Menschen, die keine Malaria habe, künstlich zu Malariakranken gemacht werden. In der sächsischen Psychiatrie in Arnsdorf, wo eine Assistentin aus Leverkusen beschäftigt wird, übernimmt der Direktor Prof. Wilhelm Sagel die Infizierung.
In der Marburger Psychiatrie finden Versuche der Behringwerke statt. In einem Bericht der Verwaltung des Bezirksverbandes Hessen heißt es 1937: „Eine systematische Ausprobierung des hefeartigen Mittels Eugenozym, das angeblich nicht nur die Schizophrenie heilt, sondern auch die Erbmassen der Schizophreniekranken günstig verändern soll, wurde in monatelang fortgesetzten Versuchen bei einer größeren Anzahl alter und frischer Fälle von Schizophrenie durchgeführt, gemeinsam mit der Landesheilanstalt Herborn.“
Der spätere Neurologie-Papst Georg Schaltenbrand hält die multiple Sklerose für eine Infektionskrankheit. Deshalb überträgt er Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) von MS-Kranken auf Affen. Er glaubt, bei den Affen eine Form von MS erzeugt zu haben und injiziert den Liquor der Affen auf Patienten der fränkischen Anstalt Werneck. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Versuche enden, als im Oktober 1940 die Wernecker Patienten zur Vergasung abtransportiert werden. Georg Schaltenbrand wird nach 1945 Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Menschenversuche im KZ und in der Psychiatrie wurden auch sonst von der DFG finanziert. 1999 ist ein Buch des Historikers Notker Hammerstein erschienen: „Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich.“ Eine Auftragsarbeit, ein letzter Versuch der Reinwäsche: So wird die Arbeit des Psychiaters Robert Ritter, der Sinti und Roma nach Auschwitz definierte und selektierte, als „allgemeinmedizinische Forschung“ hochstilisiert. Über die NS-Rassenhygiene heißt es, viele Forscher seien den „üblichen Auffassungen von moderner Hygiene, von Fürsorge und Vorsorgepflicht der öffentlichen Hand für Geschädigte, sogenannte Asoziale oder Behinderte“ gefolgt. Auf diese Weise werden noch 1999 Vordenker und Handlanger von Auschwitz und Hadamar in den Dunstkreis von Für- und Vorsorge gerückt.
Ermordet wird bis 1945, aber auch noch in den Jahren danach
In der sächsischen Anstalt Großschweidnitz sind zwischen 1939 und 1945 über 5700 Patienten „gestorben“. In Hadamar werden allein 1941 an die 10.000 Menschen vergast und danach etwa 5000 mit Hunger und Spritzen ermordet. Im Januar 1945, zwei Monate vor dem Einmarsch der Amerikaner, bestellt Dr. Adolf Wahlmann noch 10.000 Veronaltabletten, um weiterhin Patienten vergiften zu können. Von der Befreiung Hadamars gibt es Filmaufnahmen der US-Armee. Sie zeigen zum Skelett abgemagerte Menschen, wie sie aus den Konzentrationslagern bekannt sind.
In der Anstalt Meseritz-Obrawalde, 150 Kilometer östlich von Berlin, werden ab 1942 rund 18.000 Menschen ermordet. Die letzten am 28. Januar 1945, einen Tag bevor die sowjetische Armee eintrifft. Einige tausend noch ungenutzter Urnen dokumentieren, dass weiter gemordet werden sollte. In der bayerischen Anstalt Kaufbeuren hatte Direktor Valentin Falthauser aus eigenem Antrieb eine spezielle „Hungerkost“ entwickelt, wonach seine Patienten binnen dreier Monate verhungerten. Noch drei Monate nach der Befreiung und nach der Verhaftung des Direktors geht das Massensterben weiter.
In der brandenburgischen Anstalt Teuplitz leben am 28. April 1945, am Tag der Befreiung, noch 600 Bewohner. Ende Oktober sind es nur noch 54 Patienten. In der sächsischen Anstalt Altscherbitz sterben 1945 mehr Menschen als während der Nazi-Zeit. Die Sterberate beträgt 1945 genau 36,5 Prozent, das sind 838 Menschen. 1947 steigt die Sterberate auf 38 Prozent, das sind 887 Menschen.
In der württembergischen Anstalt Zwiefalten sterben 1945 rund 46,5 Prozent der Insassen, doppelt so viele wie 1944. In der pommerschen Anstalt Ueckermünde beträgt 1945 die Sterblichkeit 55 Prozent. In der Anstalt Bernburg/Saale verdoppelt sich 1945 die Zahl der Sterbefälle.
Schloss Hoym in Sachsen-Anhalt ist während der Nazi-Zeit eine Absterbeanstalt für sogenannte psychiatrische Pflegefälle. Auch hier beginnt das Massensterben erst nach der Befreiung. Bei 500 Bewohnern beträgt 1945 der „durchschnittliche Sargbedarf“ 250 Särge. Auch die Anstalt Düsseldorf-Grafenberg hat 1946/47 eine Sterberate von 55 Prozent, 1948/49 sind es noch immer 30 Prozent. Grafenberg hatte schon vor den Nazis Kranke zur Erprobung von Malaria-Präparaten den Pharmazeuten bei Bayer-Elberfeld zur Verfügung gestellt.
Verhungern lassen – auch eine Art Menschen zu ermorden
Der Psychiater Heinz Faulstich („Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1949“, 1988) hat als erster Vertreter seines Faches die Ermordung mittels Hunger dokumentiert. Faulstich gibt für die Nachkriegszeit eine Mindestzahl von 20.000 Toten an, wahrscheinlich seien es jedoch erheblich mehr. Eine exakte Bestandsaufnahme scheitert daran, dass zahlreiche Anstalten ihre Unterlagen vernichtet haben.
Bis heute finden die Täter im Regelfall mehr Verständnis als ihre Opfer. Es gibt eine Ausnahme: Mitarbeiter der Wittenauer Heilstätten in Berlin haben die Vergangenheit ihrer Klinik aufgearbeitet. Von 1939 bis zum Kriegsende am 24. April 1945 waren 4607 Patienten umgekommen, in der Regel etwa 20 Tage nach ihrer Einlieferung. Nach der Befreiung werden 2500 Menschen neu aufgenommen, davon „sterben“ im selben Jahr 1400, etwa 55 Prozent.
Seit 1957 heisst die Einrichtung Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Bonhoeffer war Gutachter bei der „Unfruchtbarmachung geistig Minderwertiger“ (Bonhoeffer), freiwillig, wie alle. Noch nach seiner Pensionierung arbeitete Bonhoeffer für die rassistischen Sterilisierungsgerichte der Nazis. Im Dezember 1941 hat er einen sogenannten Halbjuden zu begutachten, der 14 Jahre zuvor ein einziges Mal in der Psychiatrie gewesen war. Selbst das NS-Erbgesundheitsgericht hat Bedenken, da er keinerlei kranke Symptome zeigte und normal arbeite. Bonhoeffer empfiehlt dennoch die Sterilisierung.
Menschen, die zwangssterilisiert wurden, fielen dem Rassenwahn der Nazi-Zeit zum Opfer, wurden aber rechtlich nie als Nazi-Verfolgte anerkannt und entschädigt. Es bleiben lediglich Almosen aus einem Härtefallfonds. Die Täter setzen ihre Karriere ohne Scham fort, traten sogar als Gutachter in Entschädigungsfällen auf und verhöhnten ihre Opfer, angesichts ihrer Minderwertigkeit könne kein seelischer Schaden vorliegen.
Einer der meistgeehrten Psychiater der Nachkriegszeit war Prof. Helmut E. Ehrhardt, Mitglied der NSDAP seit 1937, Ordinarius für Gerichtliche und Soziale Medizin in Marburg. Ehrhardt tat sich vielfach als Weißwäscher der Nazi-Psychiatrie hervor. 1963 meinte er in einem Gutachten für das Bundesfinanzministerium: „Eine Entschädigungsregelung für die Sterilisierten würde in vielen Fällen zu einer ... Verhöhnung des echtes Gedankens der Wiedergutmachung.“ Ehrhardt wurde mit der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft, geehrt. Er war unter anderem Mitglied des Beirats für Seelische Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation, des ethischen Komitees und der forensischen Sektion des Weltverbandes für Psychiatrie, zuletzt auch Ehrenmitglied.
Die Opfer werden verhöhnt, und die Täter werden geschützt
Die Verhöhnung der Opfer hat Tradition: bereits 1946 erstattete der Wiener Ordinarius der Psychiatrie Otto Plötz ein Gutachten, wonach die Verabreichung von Giften eine besonders humane Tötung gewesen sei, da die Opfer in den Tod „dahindämmern“. Der Wiener Gerichtsmediziner Leopold Breitenecker gutachtete 1967 in einem Prozess gegen Vergasungsärzte über den Gaskammertod: „Es ist sicherlich eine der humansten Tötungsarten überhaupt.“ (Ks 1/66 GStA Frankfurt a. M.). Breitenecker, Gründer der Österreichischen Gesellschaft für gerichtliche Medizin, war Mitglied diverser Ethik-Kommissionen. Sein Sohn Manfred, Universitätsprofessor am Institut für theoretische Physik der Universität Wien, meinte noch in diesem Jahr, die Angehörigen der Ermordeten könnten die Aussage über das Sterben in der Gaskammer „vielleicht als Trost“ empfinden.
Der Schutz mörderischer Kollegen stand höher als das Leid der Opfer. So wird verständlich, dass Psychiatrieprofessor Werner Heyde, der medizinische Leiter des Gasmords, bis 1959 mit Wissen zahlreicher Kollegen unter dem Namen Dr. Sawade als Gutachter in Entschädigungsfällen arbeiten konnte.
Täterschutz galt bis zum Tode: Die Todesanzeige der Ärztekammer Niedersachsen für Dr. med. Klaus Endruweit, zum Vergasen in der Anstalt Sonnenstein in Pirna eingesetzt, lautet: „Wir werden seiner ehrend gedenken.“ In der Todesanzeige der Klinik Wunstorf für Hans Heinze, den ehemaligen Leiter der größten Kindermordstätte der NS-Zeit, steht: „Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
In der Todesanzeige der Universität Kiel für Prof. Werner Catel, verantwortlich für den Kinder-Massenmord, heißt es, er habe „in vielfältiger Weise zum Wohle kranker Kinder beigetragen“. Und die Traueranzeige der Psychiatrischen Universitätsklinik Düsseldorf für Prof. Friedrich Panse gipfelt in dem Satz: „Ein Leben der Arbeit im Dienst leidender Mitmenschen ... ist vollendet.“ Panse war T4-Gutachter, das heißt, er gutachtete Patienten in die Gaskammer.
Wer Täter ehrt, mordet ihre Opfer noch einmal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen