: Gasleitungs-Test unter strenger Beobachtung
■ Skeptiker kontrollieren den Drucktest der Pipelines vor Baltrum / Bislang keine Unregelmäßigkeiten / Bezirksregierung: „Wir können jederzeit eingreifen“
Die ersten 50.000 Kubikmeter Druckwasser sind am Wochenende beim Test der neuen Erdgasleitung Europipe 2 in die Nordsee gepumpt worden. Die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme der Leitung der Firma Statoil zwischen Norwegen und Baltrum verlaufen planmäßig – unter strenger Beobachtung. Neben der zwecks Meeresschutz mit Wassermessungen beauftragten Bremer Firma Bioconsult kreuzen seit dem Wochenende regelmäßig auch Vertreter der Küstenfischer und der Bezirksregierung Weser-Ems ungefähr vier Seemeilen nördlich von Baltrum in internationalen Fischgewässern. Grund für die Aufmerksamkeit, „die wir auch beibehalten werden“, wie der Vertreter der Küstenfischer, Dirk Sander, gegenüber der taz ankündigte, ist die Einleitung von mit Natriumbisulfit chemisch versetztem Druckwassers aus der neuen Erdgasleitung in die Nordsee. Durch die Pipeline sollen 50 Jahre lang täglich 65 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Norwegen ins südliche Europa strömen.
Fischer hatten aus Sorge vor negativen Auswirkungen der eingesetzten Chemikalien auf Fisch- und Krabbenbestände schon lange protestiert. Als sich eine Verschiebung des Drucktestes von Februar dieses Jahres in den Sommer abzeichnete, hatten sich auch die Nordseeinseln Baltrum und Langeoog dem Protest angeschlossen – aus Furcht vor dem Verlust ihres guten Rufes als Ferienparadies. Die Befürchtung, dass bei Baltrum chemisch präpariertes, sauerstofffreies Wasser aus den Rohren austreten könnte, hatte für Unruhe gesorgt.
Bisher jedoch lief bei dem Belastungstest für die 660 Kilometer lange Pipeline, von der 637 Kilometer auf dem Meeresgrund verlegt wurden, alles glatt. „Die Messungen im Nahbereich der Ausflussstelle haben keine Auffälligkeiten ergeben“, sagte Arnold Saathoff von der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg. Die Ausleitung könne aber jederzeit gestoppt werden.
Auch Krabbenfischer Dirk Sander aus Dornumersiel hat sich bei Beginn des Drucktestes am Wochenende persönlich vom ordnungsgemäßen Ablauf überzeugt. „Die haben ein richtiges Messprogramm abgefahren,“ berichtet er. Dabei habe es weder sichtbare noch messbare Beeinträchtigungen durch die austretende Flüssigkeit gegeben. „Auch nicht, als sie die letzten Proben direkt über der Ausflusstelle gezogen haben.“ Er sei darüber erleichtert, aber auch „ein bisschen verwundert“. Skeptisch bleibt er dennoch: „Ich werde weiter schauen, ob die Fische müde werden“, sagt der Fachmann. „Das merkt man ja.“ Schließlich sei das bisher ausgeleiteten Drucktestwasser erst ein Bruchteil der insgesamt 520.000 Kubikmeter – dem insgesamt rund 30 Tonnen Natriumbisulfit zugesetzt wurden.
Die jetzt gewählte Vorgehensweise, bei der dem Drucktestwasser statt der ursprünglich geplanten Natronlauge Natriumbisulfit zugesetzt wurde, ist nach Angaben der Statoil in Emden „ein optimiertes Verfahren“. Zwar habe sich die Fertigstellung der Pipeline verzögert. Insgesamt seien die Arbeiten aber beschleunigt worden. Die dem Drucktestwasser zugesetzte Chemikalie Natriumbisulfit, die Korrosion und Bakterienablagerungen in den Rohren verhindern soll, sei „noch weniger schädlich“ als der Einsatz der bislang unter Meeresschützern umstrittenen Natronlauge. Dieses Verfahren sei möglich geworden, weil der Verbleib der Flüssigkeit in den Leitungen 60 Tage nicht überschreite.
ede
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