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Für Rudis Grab zahlt jetzt der Staat

■ Der Berliner Senat hat gestern die letzte Ruhestätte des Stundentenführers zu einer Frage der Ehre gemacht – CDU aber will aus Dutschke keinen „Gute-Stube-Demokraten“ machen

Berlin (taz) – Gut zwanzig Jahre nach seinem Tod hat der Berliner Senat gestern das Grab von Rudi Dutschke in ein Ehrengrab umgewandelt. Damit übernimmt jetzt das Land die Kosten für die Pflege und den Unterhalt der Ruhestätte auf dem kleinen St.-Annen-Friedhof in Nachbarschaft zur Freien Universität.

Um das Ehrengrab hat es im Vorfeld einige Diskussionen gegeben. Im Juni stimmte der Kulturausschuss dem Vorhaben zwar zu. Allerding nur mit den Stimmen von SPD, Grünen und PDS. Die CDU stellte sich gegen den Vorschlag. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Uwe Lehmann-Bauns, nannte Dutschke einen Revolutionär, der die parlamentarische Demokratie mit Gewalt habe stürzen wollen. Deshalb müsse ihm ein Ehrengrab versagt werden.

Nach der Entscheidung des Senats zeigte sich Lehmann-Bauns enttäuscht: „Dutschke wird jetzt posthum zum Gute-Stube-Demokraten erklärt, was er nicht war“, sagte er der taz. Nun aber hat sich sein Parteikollege Kultursenator Peter Radunski durchgesetzt. Er stand einem Ehrengrab für Dutschke von Anfang an aufgeschlossen gegenüber.

Bei einem Attentat auf dem Kurfürstendamm war Dutschke 1968 schwer verletzt worden. Am 24. Dezember 1979 starb er an den Spätfolgen der Schüsse.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, soll den Vorschlag der Grünen, Dutschke ein Ehrengrab zu gewähren, zunächst für einen Scherz gehalten haben. Und in der CDU löste der Vorschlag heftige Debatten aus. An der absoluten Mehrheit der CDU im Bezirksparlament von Zehlendorf scheiterte denn auch der Versuch der Freien Universität, wo Dutschke studiert hatte, eine Straße nach ihm zu benennen. Schließlich hat sie im Frühjahr diesen Jahres einen Privatweg auf dem Uni-Gelände Rudi-Dutschke-Weg getauft.

Thorsten Denkler

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